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Studium Generale: Einheit 8

Rahim Taghizadegan am 6. November 2020

Thema: Palantir, Internetkultur, Silicon Valley

Folgende Exzerpte wurden besprochen:

  • Conjuring Scenius
  • Does Palantir See Too Much?
  • Palantir Technologies Inc.

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Filed Under: Seminar

Stammesdenken – über Armut, Filterblasen und Trade-offs

Rahim Taghizadegan am 31. Oktober 2020

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Filterblasen entzweien die Menschen – so ein häufiger Vorwurf gegen die digitalen Medien. Womöglich ist dieser Vorwurf so falsch wie jener, dass die Globalisierung Armut schaffe. Der wahre Kern in beiden Fällen: Globalisierung macht Armut sichtbarer durch den globalen Vergleich und die Potenzgesetze der Skalierung. Filterblasen machen Entzweiung sichtbarer, weil sie auch Effekten der Selbstverstärkung unterliegen und eben doch nicht völlig abgeschlossen, sondern durch Empörungskanäle an andere Filterblasen angeschlossen sind.

Armut ist der Normalzustand der Menschheit. Ungewöhnlich ist der Wohlstand im Sinne einer dauerhaften Sättigung unserer physiologischen Grundbedürfnisse. Zu einem globalen Phänomen wurde Wohlstand durch exponentielle Entwicklung, die im Nachhinein wie ein kurzes Wunder wirkt. Solche Entwicklungen führen zu Potenzgesetzen der Größenverteilung. Das bedeutet: große Abstände zwischen Größen unterschiedlicher Dynamik. Der Hebel der Wohlstandsschaffung wird umso größer, je stärker und weiter die Arbeits- und Wissensteilung ist.

Das Ausmaß dieser kollaborativen Teilung könnte man die „katallaktische Dichte“ nennen. Doppelte katallaktische Dichte führt nicht bloß zu doppeltem Wohlstand: Die Wohlstandsverteilung auf verschiedene Orte, Zeiten, Menschen, Unternehmen, Staaten folgt Potenzgesetzen. Daher bedeutet die Dynamik einer Wohlstandsexplosion stets steigende Ungleichheit.

Diese Ungleichheit ist allerdings jene im irrelevanten Sinne der vorübergehenden – statisch betrachteten – materiellen Ergebnisse. Gleichzeitig nimmt die viel bedeutendere Ungleichheit ab: die Schwierigkeit bis Unmöglichkeit, den eigenen sozialen Status und die eigenen Lebensverhältnisse zu verändern – was ungleiche Verhältnisse zementiert.

Armut fällt dann auf, wenn sie nicht mehr unabwendbares Schicksal ist, sondern Wohlstand möglich und erreichbar scheint. Je reicher eine Gesellschaft, desto mehr fällt die Armut ins Auge – so wie manche Puritaner überall Sünde sehen. Entzweiung ist leider – parallel zur Armut – menschlicher Normalzustand. Wir sind soziale Tiere, und unser Hirn ist wohl vor allem Kollaborationsorgan. Doch der soziale Fokus der Kollaboration war die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte die kleine Sippe. Ihr Zusammenhalt und ihr Zusammenwirken waren oft gegen andere Sippen gerichtet. Organisierte Gewalt ist so alt wie der Mensch. Die Kleinheit der Sippen beschränkte bloß den angerichteten Schaden.

Leider ist die katallaktische Dichte von feindlichen Sippen viel zu gering, um jemals die Schwelle der Wohlstandsentwicklung zu überwinden. Das menschliche Leben war daher eine ständige Wiederkehr von Elend und Schmerz, auch für die erfolgreichen Plünderer, die anderen ihr Brot und Leben raubten – denn mehr gab es kaum zu rauben.

Das Stammesdenken ist uns eingeprägt. Wir bedürfen der Anerkennung und des Zugehörigkeitsgefühls. Darum sind wir auf der Suche nach unserem Stamm. Moderne Gesellschaften erschweren diese Suche durch die Ungewissheit eines großen Angebots: Weil es so viele und so leichte Anschlussmöglichkeiten gibt, überwiegen oft die Zweifel an Ernsthaftigkeit, Dauerhaftigkeit und Wahrhaftigkeit der wählbaren „Stämme“. Diese Zweifel sind selbsterfüllende Prophezeiungen. Stabile Gemeinschaftsbeziehungen sind selten. Selbstgewählte Gemeinschaften können auch selbst wieder abgewählt werden.

So wächst in der modernen Gesellschaft die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Zum Glück kann sie überdeckt werden durch losere und größere Identitätsbezüge, durch Konsummöglichkeiten, durch katallaktische und freundschaftliche Verbindungen. Doch dann schwelt die Sehnsucht unerfüllt im Untergrund. Oft wird sie angezapft: im günstigen Fall mit Erzählungen, die Angebote und Verbindungen für uns aufwerten. Im ungünstigen Fall aber wird diese Sehnsucht politisch missbraucht.

Nicht jede Politik der Identität und Gemeinschaft ist schlecht – aber fast jede. Eben weil wir modern sind, weil die katallaktische Dichte so hoch ist, neigen wir dazu, Gemeinschaft und Identität zu überdehnen. Doch Gemeinschaft skaliert schlecht. Die moderne Welt und insbesondere die digitale Welt machen negative Skaleneffekte des Stammesdenkens sichtbar und fühlbar, was wiederum das Unwohlsein mit Moderne und digitaler Verbundenheit erhöht.

Einerseits können wir als moderne Cyborgs, ergänzt um unsere technischen Organe, noch mehr das Verhalten anderer Menschen beobachten und beurteilen, und noch mehr Tratsch darüber vernehmen. Andererseits erhöht die Dynamik einer katallaktischen Gesellschaft notwendig die Ungewissheit im Sinne der Möglichkeit von richtigen und falschen Urteilen und Entscheidungen.

An dieser Ungewissheit zerbrechen unsere modernen Stammesbeziehungen, die stets nur Stammesersatz sind. Jede Möglichkeit von Urteil und Entscheidung ist eine Gefahr des Fehlurteils und der Fehlentscheidung und damit eine Gelegenheit zur Spaltung. Das Stammesdenken ist also nicht sozial und einend, sondern – ist einmal die katallaktische Dynamik aus der Büchse der Pandora – die Bürde ewiger Entzweiung.

Nicht nur Sozialisten und Kollektivisten neigen zu Stammesdenken. Kollektive Organisation kann als Utopie gewiss Gemeinschaftsbezug bieten. Der praktische Utopieaufbau ist dabei notwendig spaltend. Aber auch ganz andere Identitätsbezüge sind denkbar: Gewissheiten, von denen man möglichst viele Menschen überzeugen möchte, um mit ihnen endlich den sündenfreien Stamm zu finden.

Dieser missionarische Drang ist Ausfluss unseres Stammesdenkens – das Unwohlsein unter Entfremdeten mit fremden Gedanken und fremden Urteilen. Dann wollen wir Geistesverwandtschaft durch Bekehrung erzeugen. Erfolgt das ohne Gewalt, so ist der Einsatz edel. Leider ist er meist vergebliche Sisyphusarbeit und damit unproduktiv: Das Weitergeben von Gewissheiten kann in einer dynamischen Welt niemals gegen die Ungewissheit ankommen. Nur der Mut zur Spaltung kann die Bürde der Entzweiung produktiv auflösen: im katallaktischen Miteinander widersprüchlicher Trade-offs.

Ursprünglich erschienen auf eigentümlich frei

Filed Under: Lebensphilosophie, Scholien

Studium Generale: Einheit 7

Rahim Taghizadegan am 30. Oktober 2020

Thema: Business Leadership, Silicon Valley

Folgende Exzerpte wurden besprochen:

  • Good business: leadership, flow, and the making of meaning
  • Conjuring Scenius

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Filed Under: Seminar

Das Gespenst des Bürgerkrieges

Rahim Taghizadegan am 29. Oktober 2020

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Bürgerkrieg wird immer wieder als Motiv bemüht, um Spannungen und Interessengegensätze in einer Gesellschaft zu dramatisieren. Das ist meistens eine fahrlässige Übertreibung. Wenn jedoch bereits bewaffnete Milizen auf den Strassen marschieren und erste Opfer politischer Konfrontationen zu zählen sind, werden viele europäische Beobachter dies als untrügliche Zeichen eines Bürgerkriegs ansehen. Die Einschätzung vieler Europäer trifft sich mit der eines Teils der amerikanischen Deutungseliten:
Privilegierte Amerikaner – die WASP: weisse angelsächsische Protestanten – würden sich in hinterwäldlerischer Weise gegen den Schmelztiegel USA sträuben und Minderheiten Rechte vorenthalten wollen, so wie einst in den Südstaaten. Diese Deutung enthält einen Kern Wahrheit, ist aber sonst gefährlich irreführend und nährt die Spannungen, anstatt sie in multikultureller Harmonie zu beseitigen. Die Mehrheit der WASP – immerhin die kulturell prägende Schicht der USA – halten sich selbst für das glatte Gegenteil von privilegiert: für die heute diskriminierten Verlierer. In wesentlichen Institutionen (z. B. im Supreme Court), an den Universitäten und in der dominanten Pop-Kultur sind WASP in der Tat unterrepräsentiert.

«White Trash» bis «White Privilege»


Während die wohlhabenderen WASP noch in philanthropischen Zirkeln deutlich präsent sind und sich gewiss nicht unterdrückt fühlen, traf der demografische und politische Wandel weisse Unterschichten hart in ihrem identitären Selbstverständnis. Es ist jene Schicht, die als «White Trash» verhöhnt wird. Der Spott folgt auf den Schaden: Es ist auch jene Schicht, deren Wohlstand, Erfolgsaussichten und Lebenserwartung im Sinken begriffen sind.

Von den Eliteuniversitäten und damit von den tonangebenden Institutionen sind sie weitgehend ausgeschlossen. Als Repräsentanten suchte sich diese weisse Arbeiterklasse ausgerechnet Donald Trump. Sein Erfolg war die Mobilisierung abgehängter Schichten im ländlichen «Flyover Country» (vom Küsten-Jetset überflogen). Die Verunglimpfung zwischen «White Trash» und «White Privilege» zeigte ihre rassistische Wirkung: Eine wachsende Zahl sieht sich zugunsten eines «braunen» Amerikas um den amerikanischen Traum gebracht.
Diese Deutung ist so gefährlich wie unsinnig. Die familiären, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen schwarzer Unterschichten entwickeln sich nicht besser, im Gegenteil. Die Zunahme der Menschen mittel- und südamerikanischer Herkunft auf fast sechzig Millionen innerhalb weniger Jahrzehnte wird in Europa unterschätzt, doch an der Bedrängnis der weissen Arbeiter sind Hispano-Amerikaner kaum schuld – nur naheliegende Sündenböcke.
In den USA wächst die Ungleichheit wie in Europa vor allem durch die Geldpolitik. Allerdings ist die Dynamik noch deutlich dramatischer aufgrund des Leitwährungsstatus des Dollars. Die USA kranken an der sogenannten Holländischen Krankheit, jedoch nur in geringem Masse aufgrund der wieder sprudelnden Ölförderung. Der «Ressourcenfluch» der USA ist die Dollarproduktion, welche die Industrieproduktion in den Schatten stellt.
Auch in Europa zeigen ländliche Regionen zunehmend anderes Wahlverhalten als die Städte. Das liegt ebenso wenig wie in den USA an besonderer Rückständigkeit, sondern am Gegensatz zur heute herrschenden Klasse: den Profiteuren der städtisch konzentrierten Geldschöpfung und Geldverteilung durch Staat und Banken. Die Spaltung wächst auch in Europa. In den USA ist sie deutlicher und führt zu schärferen Reaktionen, weil es dort paradoxerweise sowohl mehr Pluralismus als auch mehr Gleichschaltung gibt. Der Pluralismus liegt an der höheren geistigen Dynamik einer jüngeren Kultur. Das Meinungsspektrum ist deutlich breiter, das intellektuelle Niveau oft tiefer. Moderne europäische Intellektuelle sind meist schaler Abklatsch jener Amerikaner, von denen sie abschreiben. Weil das sehr selektiv passiert, konnten sie auch das Phänomen Trump weder vorhersehen noch verstehen.
Dennoch ist die Gleichschaltung innerhalb der Filterblasen grösser: Das liegt an der Besiedlung der USA durch kleine, homogene, oft puritanische Sekten. Dass der vermeintliche Individualismus in Wirklichkeit nur aus der Vielfalt kollektivistischer Optionen resultiert, innerhalb derer die jeweiligen Mehrheiten strenge Denkverbote exekutieren, hatte schon Alexis de Tocqueville erkannt.

Solange die USA demografisch relativ homogen waren, konnte der Amerikanismus zu einer einenden politischen Religion werden, welche die engen Grenzen der Siedlungskollektive überwand. Schliesslich degenerierte der «Exceptionalism» aber zu einer narzisstischen Kultur, die das ideale Einfallstor für die aktuellen politischen Sekten der Identitätspolitik bot.
Nicht die US-Demokratie scheitert, sondern die US-Republik kippt, wie die Anti-Federalists prophezeit und die Gründerväter befürchtet hatten, in eine Mehrheitsparteiendemokratie, wie wir sie in Europa gewohnt sind. Prophetisch schien etwa John Adams: «Es gibt nichts, das ich so sehr fürchte, wie die Teilung der Republik in zwei grosse Parteien.» Doch die Parteien sind nicht das Problem, es ist die Teilung einer Gesellschaft entlang des ethnischen oder religiösen Profils des Medianwählers. Bürgerkrieg droht dann, weenn ein leichter, womöglich zufälliger Mehrheitsüberhang zum Pendel wird, das den Unterlegenen als Existenzbedrohung erscheint. Diese Entartung von «Demokratie» steht hinter vielen ethnischen Säuberungen der Moderne, die Mehrheitsverluste um jeden Preis verhindern sollten. In Europa scheint uns uneingeschränkte Mehrheitsparteienherrschaft noch harmlos oder gar als Ideal, weil die Homogenität innerhalb der Nationen noch höher ist.


Martialisch, aber defensiv

Die rassistische Apartheid in den Südstaaten war eine Folge der Angst vor den politischen Folgen des demografischen Gewichts der nun freien Schwarzen. Das Pendel musste umschlagen. Die politische Korrektheit und Identitätspolitik mit ihren Doppelstandards ist Klassenkampf um einflussreiche Positionen, bei der eine überwiegend weisse Oberschicht jede andere Ethnie und Identität gegen die weisse Unter- und Mittelschicht ins Feld führt.
Der bedrohliche Gegensatz zu Europa liegt im Kampfgeist dieser Schichten, die sich von den Eliten des Landes verraten fühlen, und im noch höheren Dünkel jener Eliten. Letzteren steigt die Weltgeltung schnell zu Kopf. Ihre Eliteuniversitäten bieten zwar dank grosser Finanzmittel und der intellektuellen Selbstzerstörung Europas im letzten Jahrhundert die weltbesten Orte für kostspielige Forschung. Doch ihre Zertifikate verkommen zu teuren Statusgütern.
Erstere, die abgehängten Schichten des «Middle America», halten sich für die eigentlichen Repräsentanten der USA. Sie stehen für den alten Amerikanismus einer Ausnahmenation, in der siedelnde Pioniere auf Selbstregierung pochen. Ihr Auftreten ist martialisch, aber defensiv. Missverständnisse werden zu Toten führen. Bürgerkrieg wird es deshalb keinen geben, womöglich aber eine dauerhafte Spaltung der USA. Mit dieser werden die Amerikaner allerdings produktiver umgehen können als die Europäer bei den sich in und zwischen ihren Nationen abzeichnenden Spaltungen. Die geringere Dynamik verzögerte diese zwar, doch wird sie auch Auswege lähmen. Wir sollten nicht überheblich auf die USA blicken, sondern lernen.

Zuerst erschienen bei Finanz & Wirtschaft

Filed Under: Geopolitik, Scholien

Studium Generale: Einheit 6

Rahim Taghizadegan am 22. Oktober 2020

Thema: Silicon Valley, Peter Thiel, Gewalt

Folgende Exzerpte wurden besprochen:

  • The Girard reader
  • The Geography of Genius: A Search for the World’s Most Creative Places from Ancient Athens to Silicon Valley
  • Valley of genius: the uncensored history of Silicon Valley, as told by the hackers, founders, and freaks who made it boom
  • Conjuring Scenius
  • Making Silicon Valley: Innovation and the Growth of High Tech, 1930-1970
  • Secrets of Silicon Valley: What Everyone Else Can Learn from the Innovation Capital of the World

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Filed Under: Seminar

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