Nachdem die exponentielle Geldmengenausweitung im Zuge des Quantitative Easing bislang kaum in der Realwirtschaft ankam, wächst die Ratlosigkeit der Zentralbanken. Allerlei „letzte” und „außergewöhnliche
Themen
Wie groß ist die Macht der Märkte?
Immer mehr Menschen fühlen sich als ohnmächtige Rädchen in einem großen Getriebe. Weil sie sich in einer Marktwirtschaft oder im Kapitalismus wähnen, deuten sie dieses Gefühl als eine Übermacht
Dialog-EF: Nach dem Massaker in Orlando
Rahim Taghizadegan im Gespräch mit André F. Lichtschlag am 15. Juni 2016 über den Terroranschlag in Orlando, bei dem Omar Mateen 49 Menschen ermordete. Wie ist die Tat zu erklären? Welche Rolle
Wiederkehr oder Überwindung des Nationalismus
Der Zusammenschluss in supranationalen Einheiten steht vor wachsenden Herausforderungen, die Konflikte innerhalb der EU nehmen deutlich zu und selbst in Deutschland kommen wieder in Reaktion auf die
Die libertäre Generation
Das spricht in der Tat für die jungen Menschen: Die falschen Gewissheiten, die einer Parallelwelt von zu Systemgünstlingen arrivierten Ideologen entstammen, überzeugen immer weniger. Leider sind alternative Denkweisen und Handlungswege noch viel zu ungewiss, um mehr als kleine Nischen zu belegen. Dennoch zeigt sich eine paradoxe Polarisierung: Auf der einen Seite dominiert ein arrangierter, bequemer und moralisch überheblicher Etatismus, der sich besonders „alternativ” wähnt, auf der anderen Seite finden staatskritische Positionen immer mehr Gehör. Wächst eine libertäre Generation heran?
Leider ist diese Entwicklung nur langfristig ermutigend, kurz- und mittelfristig jedoch enttäuschend. Es handelt sich – wie beim vermeintlichen Spießertum – um die Rechnung für die Irrtümer der Elterngeneration. Diese lebte die „Selbstverwirklichung” bei aktiver Diskreditierung aller vorhergehenden Maßstäbe und Werte. Auch Kinder, sofern man sie sich noch leistete, waren oft nur Geltungskonsum, in sie wurden die nicht erreichten, eigenen Lebensziele projiziert. Als äußere Erweiterung und Projektionsfläche der eigenen „Persönlichkeit” wurden sie durch ein falsches Selbstwertgefühl aufgeplustert. Die vermeintlich „anti-autoritäre” Erziehung räumte den Kindern jegliche Berührungsfläche mit der realen Welt aus dem Weg und erklärte die eigenen Launen zum Willkürdiktat. Der so genährte Narzissmus sieht oberflächlich manchmal einer liberalen Gesinnung täuschend ähnlich. Mit echter liberalitas, der Großzügigkeit im Denken, die man nur auf der Grundlage eigener Prinzipien und eigener Verantwortung gewähren kann, hat er jedoch nichts zu tun.
Das Resultat ist eine Generation von leistungsunwilligen Funktionären, die nach Aufmerksamkeit dürsten und dafür jedes Prinzip „flexibel” aufgeben. Die Tüchtigsten entwickeln einen gewissen Ehrgeiz ohne Werte, bei dem Überzeugungen allein der eigenen Profilierung dienen. Die weniger Tüchtigen geben auch diesen Ehrgeiz für gehetzten Konsumismus auf. Da die Eltern keinerlei Gegengewicht boten, ist der Anpassungsdruck der Gleichaltrigen übermächtig. So kommt es zur massiven Verdichtung von Hypes. Manchmal „hypt” dabei auch die „Freiheit” als Slogan. Immerhin eignet sich der Staat bestens als anonyme Projektionsfläche, um sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen.
Es bleibt langfristiger Optimismus: So wenig der Freiheitsdrang dieser Generation etwas mit wirklicher Freiheit und Verantwortung zu tun hat, so wenig ist auch ihr Etatismus auf starken Überzeugungen gegründet. Die nächste Generation wird auf wenig Widerstand treffen, wenn sie als Gegenreaktion – wie sie bei Generationenfolgen typisch ist – abseits der gescheiterten Institutionen neue Alternativen aufbaut.