Für Ludwig von Mises, den letzten großen Klassisch-Liberalen Österreichs, war Liberalismus bloß angewandte Ökonomik. Die ursprünglichen Neoliberalen widersprachen diesem Ansatz aufs Schärfste.
Archives for April 2017
Wilhelm von Humboldt und das Dilemma des politischen Liberalismus
In seiner brillanten Darstellung dieser Tragödie beschreibt Friedrich Sell die liberale Geisteshaltung des jungen Wilhelm von Humboldt :
In Preußen fand [er] nur prosaische Routine und bedrückende Ausbeutung des Individuums im sogenannten Staatsinteresse; in Österreich sah er eine überstürzte Zwangsbeglückung, von
Rockefeller – ein langweiliger Unternehmer?
Ich halte diese Entwicklung für Anzeichen einer Blase. Dass die Prinzipien des Angel Investing langfristig für Anleger relevant sein können, die nicht selbst zu den wenigen erfolgreichen Inkubatoren zählen – also primär serielle Unternehmer, nicht Investoren sind – scheint mir so wahrscheinlich wie die Existenz von Einhörnern. Gewiss zählt am Markt primär die Einhornsichtung und nicht die Einhornexistenz – diese ist zwar nicht unmöglich, aber eben ziemlich unwahrscheinlich.
Für eine realistische Betrachtung eines Unternehmenswerts – abgesehen von seltenen Einhornsichtungen – komme ich zu gegenteiliger Empfehlung. Finanziell ist der langweilige Buchhalter, gerade aus langfristiger Wachstumsperspektive, attraktiver als der spendable Kreative. Denn gerade Unternehmen mit einer Burn rate von null haben die nötige Resilienz, um sich ohne Verbiegen und ohne Ablenkung durch Erwartungen und Irrtümer des Zeitgeists der Erkundung von langfristigen Marktpotentialen zu widmen.
Die Geschichte scheint mir diese Perspektive zu bestätigen. Natürlich zeichnen sich viele erfolgreiche Unternehmer dadurch aus, Visionäre zu sein. Doch die wirklich großen, überdauernden Konzerne waren oft von nüchterner Disziplin getragen – sofern sie nicht politisch überdehnt wurden.
Burton Folsom, ein amerikanischer Wirtschaftshistoriker, beleuchtet in seinem Büchlein The Myth of the Robber Barons sechs amerikanische Unternehmerpersönlichkeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das war die Zeit der industriellen Erschließung des Landes, durch Dampfschiff und Eisenbahn und mittels Stahl- und Ölindustrie, wobei erstmals Großkonzerne entstanden. Folsom differenziert zwischen politischen und marktorientierten Unternehmern, eine Unterscheidung, die – vor allem heutzutage – nicht immer eindeutig zu treffen ist. Er möchte dadurch den Ruf einiger seiner Meinung nach zu Unrecht in Verruf geratener und mit politischen Unternehmern in Verbindung gebrachter Marktunternehmer wiederherstellen.
Einer dieser Marktunternehmer nach der Folsomschen Definition war John D. Rockefeller. Der große Erdölmagnat war für viele Zeitgenossen undurchschaubar und bisweilen gänzlich unverständlich. Geiz und Großzügigkeit waren bei ihm keine Gegensätze, sondern gleichsam stark ausgeprägt. Einerseits war Rockefellers Standard Oil für seine enorme Effizienz bekannt. In hochskalierten Unternehmenskonstruktionen können schon kleine Kostenunterschiede dramatische Auswirkungen haben und über unternehmerischen Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Für Rockefeller war dabei jeder Cent bedeutsam. Schon aus seiner Jugendzeit als Buchhalter berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter:
Rockefeller war methodisch bis zum Äußersten, sorgfältig bis ins Detail und auf einen Bruchteil peinlich genau. Wenn uns ein Cent zustand, wollte
James Watt und das geistige Eigentum – Pionier der heißen Luft?
So die gängige Geschichtsschreibung. Die beiden Ökonomen Michele Boldrin und David K. Levine halten einen Großteil dessen für „heiße Luft” und – um die Metapher weiterzuführen – lassen in ihrem 2010 erschienen Werk „Against Intellectual Monopoly” ordentlich Dampf ab. Leicht schelmisch – wie überhaupt das ganze informative Buch amüsant geschrieben ist – bezeichnen sie Watt als „auserkorenen Schurken” ihrer Abhandlung gegen die Monopolisierung sogenannten geistigen Eigentums. Boldrin und Levine behaupten, dass Watt einen großen Teil seiner Energie darauf verwand, rivalisierende Erfinder juristisch zu bekämpfen.
Durch die Hilfe seines reichen und einflussreichen Partners Boulton gelang es Watt, sich bis ins Jahr 1800 patentgeschützte Monopolrechte zu sichern. Watt sei eher ein Bremser als ein Beschleuniger der technischen Entwicklung gewesen. Seine Konkurrenten warteten wohl mit der Veröffentlichung ihrer Innovationen bis zum Ablauf des Wattschen Patents, da ihre Erfindungen – so viel besser sie auch gewesen sein mögen – nicht ohne den patentierten getrennten Kondensator auskamen:
Während der Gültigkeit der Patente Watts kamen in Großbritannien pro Jahr durch Dampfmaschinen etwa 750 PS Leistungsstärke hinzu. In den 30 Jahren nach dem Ablauf der Wattschen Patente
Linke & Rechte
Die Polarisierung nimmt zu und damit scheinbar auch die Politisierung gesellschaftlicher Konfliktlinien, an denen sich vermeintlich „Linke“ und „Rechte“ gegenüberstehen. Da die Töne immer