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Wo Bitcoin Aktienkurse beflügelt

Rahim Taghizadegan am 26. Juli 2025

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In einem aktuell volatilen Marktumfeld schnitt bislang nur eine Anlage besser ab als Bitcoin: Aktien von Unternehmen, die systematisch Bitcoin erwerben. Eine Entwicklung, die früher oft auf starke Kursanstiege von Bitcoin folgte – nämlich das Umschichten in kleinere und vermeintlich günstigere „Altcoins“ –, bleibt dieses Mal bislang aus. Stattdessen wandert das Interesse der Anleger verstärkt in eine andere Richtung: börsennotierte Unternehmen, deren primäres Geschäftsmodell darin besteht, Kapital am Aktienmarkt aufzunehmen, um damit Bitcoin zu erwerben und langfristig zu halten.

Wegbereiter und bekanntestes Beispiel dieser Strategie ist das amerikanische Unternehmen Strategy (MSTR), geführt von Michael Saylor. Seit dem Einstieg in Bitcoin im Jahr 2020 verfolgt das Unternehmen konsequent den Ansatz, neue Aktien auszugeben und günstige Wandelanleihen zu platzieren, um laufend neue Bitcoin-Käufe zu finanzieren. Anders als in früheren Krypto-Zyklen, als Spekulanten auf schnelle Gewinne durch kurzfristige „Pump-and-Dump“-Aktionen mit Altcoins setzten, fokussiert sich Strategy auf langfristiges, konsequentes Wachstum ihres Bitcoin-Bestandes.

Die Resultate sind eindrucksvoll: Während der Bitcoin seit 2020 eine rund achtfache Wertsteigerung erfahren hat, stieg die Aktie unter dem Kürzel MSTR im gleichen Zeitraum sogar um das 27-Fache. Dieses bemerkenswerte Ergebnis hat nicht nur das Unternehmen selbst deutlich aufgewertet, sondern ihm mittlerweile auch einen Platz im prestigeträchtigen Nasdaq-100-Index eingebracht. Dies wiederum zieht weitere Anleger an, die nicht direkt in Bitcoin investieren können oder wollen.

Die Attraktivität der Strategie beruht auf mehreren Faktoren: Erstens bieten Aktien wie MSTR Anlegern regulatorische und psychologische Vorteile gegenüber dem direkten Erwerb von Bitcoin. Zweitens erlaubt die im laufenden Jahr geänderte US-Rechnungslegung eine verbesserte Bilanzierung von Bitcoin, da Kurssteigerungen nun direkt als Gewinne ausgewiesen werden können. Dies erleichtert es Unternehmen, die Strategie weiter auszubauen.

Ein wesentliches Risiko dieser Entwicklung liegt nicht so sehr in einer Konzentration der Bitcoin-Bestände, sondern vielmehr in einer möglichen Schieflage zwischen Aktienkurs, Verschuldung und Bitcoin-Bestand bei einem deutlichen Rückgang des Bitcoin-Preises. Bisher allerdings zeigte Strategy auch bei starken Kurskorrekturen von bis zu 85 Prozent eine erstaunliche Robustheit, was nicht zuletzt auf ihre überwiegend eigenkapitalbasierte Finanzierung über die Ausgabe neuer Aktien zurückzuführen ist. Diese kontinuierliche Aktienverwässerung ist bislang für Anleger akzeptabel, solange das Unternehmen Wachstum generiert und seine Bitcoin-Bestände stetig erhöht.

Der Erfolg hat weltweit zahlreiche Nachahmer gefunden: Inzwischen halten 108 börsennotierte Unternehmen Bitcoin in ihren Bilanzen. Täglich kommen weitere hinzu, da immer mehr Unternehmen erkennen, dass klassische Anlagen wie Staatsanleihen in Zeiten niedriger Zinsen und expansiver Geldpolitik nicht mehr ausreichend attraktiv sind. Bitcoin hingegen weist eine außergewöhnlich hohe risikobereinigte Rendite auf und bietet eine attraktive Möglichkeit, überschüssige Liquidität langfristig sinnvoll anzulegen.

Gleichzeitig erleichtern diese Unternehmen institutionellen Anlegern und Privatanlegern den indirekten Zugang zu Bitcoin. Für viele Investoren ist der Kauf von Aktien deutlich einfacher – sowohl regulatorisch als auch psychologisch – als der direkte Erwerb und die Verwahrung von Bitcoin. Hinzu kommt der optische Vorteil: Aktienkurse dieser Unternehmen erscheinen oft günstiger und „früher“ im Zyklus, während der nominell hohe Bitcoin-Kurs Einsteiger abschrecken könnte.

Trotz des starken Wachstums bleibt jedoch eine Gefahr: Sollte der Bitcoin-Kurs langfristig und deutlich sinken, könnte dies vor allem jene Unternehmen treffen, deren Aktienkurs stark von der Bitcoin-Bewertung abhängig ist. Eine signifikante Korrektur könnte Anleger veranlassen, Aktien unter ihrem Buchwert zu verkaufen, was wiederum eine Abwärtsspirale auslösen könnte. Dieser Zeitpunkt scheint aktuell noch nicht erreicht zu sein. Vielmehr plant Strategy bereits weitere umfangreiche Kapitalerhöhungen, um zusätzliche Bitcoin-Käufe zu ermöglichen. Eine eventuelle Aufnahme in den S&P 500 könnte zusätzliche Kapitalzuflüsse generieren und den Aktienkurs weiter stärken.

Eine jüngst erfolgte Korrektur der zuvor übertrieben hohen Bewertungen, bei denen Unternehmen teilweise ein Vielfaches ihres Bitcoin-Buchwerts in der Bilanz erreichten, könnte jedoch ein erster Dämpfer sein. Vergleichbar ist dies mit dem Grayscale Bitcoin Trust (GBTC), dessen Prämie auf den Bitcoin-Preis nicht mehr gerechtfertigt erschien, nachdem neue ETFs verfügbar wurden. Langfristig dürften reine Bitcoin-Halter, die ausschließlich über Aktienverwässerung wachsen, zugunsten von Bitcoin in Eigenverwahrung sowie Unternehmen, die durch produktive Aktivitäten Gewinne erzielen und diese in Bitcoin anlegen, zunehmend an Bedeutung verlieren.

Auch das Versprechen von Saylor, langfristig aus Strategy eine innovative Bitcoin-Finanzinstitution zu machen, verdient kritische Betrachtung. Grundsätzlich wäre es produktiv, Bitcoin in Finanzprodukte unterschiedlicher Volatilität zu integrieren, um verschiedenen Risikoprofilen und Anlagehorizonten gerecht zu werden. Bisher fehlen jedoch deutliche Anzeichen dafür, dass Strategy diese Rolle tatsächlich ausfüllen kann. Die Volatilitäts-Arbitrage fand hauptsächlich durch Hedgefonds statt, die Wandelanleihen mit Leerverkäufen kombinierten – wobei diese Strategie von den Fonds selbst entdeckt, nicht von Strategy angeboten wurde. Angesichts des nachlassenden Kerngeschäfts im Softwarebereich und der Konzentration auf Bitcoin-Erwerb erscheint es wenig wahrscheinlich, dass das Unternehmen als echter Finanzdienstleister erfolgreich sein wird. Als Pionier könnte Saylor den Netzwerkeffekt seiner Bekanntheit aber weiter nutzen, um schneller als andere mehr Bitcoin anzuhäufen und so womöglich den Vorsprung vorerst noch auszubauen.

Zuerst erschienen in eigentümlich frei.

Filed Under: Austrian School, Bitcoin, Scholien, Vermögensanlage

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