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Innovation durch oder gegen Dissidenten?

Rahim Taghizadegan am 25. Feber 2025

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Einige Tage lang schlugen europäische Börsen die amerikanischen – und das kurz nach Trumps Regierungsantritt. Was nach der lange ersehnten Jubelmeldung für Europäer klingt, ist ein weiteres Zeichen für den wirtschaftlichen Niedergang der EU. Der Kursrutsch der amerikanischen Technologie- und Energieaktien reagiert auf eine überraschende Kehrtwende im knappen Wettbewerb gegen China. Bislang galten die großen KI-Sprachmodelle (LLM) als eines der wenigen Gebiete, auf denen amerikanische Unternehmen chinesische noch durch Vorsprünge bei Halbleitertechnik abhängen. Der Achtungserfolg von Deepseek, in so kurzer Zeit nahezu an die kognitiven Fertigkeiten von ChatGPT 01 heranzukommen, dabei aber in Sachen Energie- und Halbleitereffizienz einen deutlichen Vorsprung herauszuholen, löste daher eine Schockwelle aus.

Chinesische Ingenieure haben immer wieder bewiesen, dass sie Weltmeister im raschen Nachahmen von Innovationen sind. Dennoch überrascht die Geschwindigkeit und gute Integration in bestehende chinesische Halbleitertechnik und verweist auf nicht zu unterschätzenden Erfindergeist. Dass die europäischen Börsen von dieser Schockwelle relativ unbeeindruckt blieben, zeigt nur, wie wenig relevant die EU heute für die Zivilisationstreiber Technologie und Energie ist.

Dieser weitere Siegeszug Chinas ist allerdings keine Jubelmeldung für Freiheitsfreunde. Die scharfe Reaktion in Richtung mehr Zentralismus, die in China unter Xi Jinping eingeschlagen wurde, hätte eigentlich den Fortschritt bremsen sollen. Überschätzen wir die Rolle der Freiheit für die Innovation?

In Europa haben wir uns lange eingebildet, gerade die Freiheit für Dissidenten würde Innovationskraft nähren. Sollte in dieser Hinsicht China nicht deutlich abgeschlagen sein? Immerhin zensiert Deepseek offensichtlich das weltbekannte Dissidenten-Mem des Individuums gegen die Panzer am Platz des Himmlischen Friedens.

Wenn wir die Zensur von Deepseek und OpenAI vergleichen, fällt auf, dass Letzteres natürlich nicht zensurfrei ist. Chinesische Zensur hat den Vorteil absoluter Berechenbarkeit, während westliche Zensur einer Mischung aus neopuritanischer Ersatzreligion („woke“) und idealistischem Etatismus folgt. Chinesischer Etatismus ist weit weniger idealistisch und ideologisch. Dennoch zeigen einige Beispielfragen, dass Deepseek ideologisch relativ nahe an westlichen Sprachmodellen antwortet. Das mag ein Hinweis auf das große Ausmaß an Imitation sein, vor allem aber zeigt es die grundlegende Beschränkung von Sprachmodellen: durch die Trainingsdaten, die eine natürliche Neigung in Richtung Zeitgeist aufweisen.

Dissens ist vor allem dann eine Triebkraft der Innovation, wenn er praktisch ist, wenn er im Beschreiten neuer Wege und Andenken neuer Möglichkeiten besteht. In China ist im Bereich, der der Partei genehm ist, der unternehmerische Freiraum noch immer deutlich größer als in der EU. Die Partei macht beim Abstecken dieses genehmen Raums gewiss Fehler, doch solange der chinesische Etatismus den wenig idealistischen Realitätsbezug technischer und damit militärischer Kompetenz behält, bewahrt jener auch vor allzu weiten Fehlgriffen.

In der EU hat sich Dissens hingegen in eine absurde Richtung weg von der Realität entwickelt. Heute halten sich die größten Mitläufer für „kritisch“. Wie Demokratie und Rechtsstaat sind Kritik und Dissens zu leeren Floskeln für Geltungstugend verkommen und in ihr Gegenteil verkehrt worden. „Rechtsstaat“ bedeutet in Deutschland heute, dass Terroristen ein „Recht“ haben, von ihren Opfern mittels Steuern versorgt zu werden, während es „Unrecht“ ist, Politikkriminelle als Schwachköpfe zu bezeichnen. Dissens ist kein mutiger Akt mehr, sondern Geltungssucht: die Gier nach dem Status der Dissidenten. Letzterer wird durch „kritische“ Ablehnung der eigenen Herkunft und Geschichte billig erworben, aber auch durch leichtfertiges Relativieren der Naziverbrechen mittels Etikettenmissbrauchs. Dieser Pseudodissens hat mit Innovation oder Erfindergeist gar nichts zu tun, er wirft nicht neue – verrückte – Ideen auf, sondern schmäht jeden wirklich kritischen Gedanken.

Europäischer Erfindergeist besteht gewiss als kulturelles Erbe weiter, und Mut und Lust zu kritischer Debatte sind noch typisch für die besten Europäer. Doch dieser Geist wirkt immer öfter eher in der Diaspora an dynamischeren Orten, die oft vermeintlich „autoritär“ sind, wie in Dubai und Singapur oder – vor der chinesischen Reaktion – in Hongkong und Shanghai. Dabei zieht nicht das Autoritäre die Innovation an, sondern erlaubt die Reduktion des Politikspektakels, sich auf Wesentlicheres zu konzentrieren und den Erfindergeist nicht für mediale Aufmerksamkeit und Wahlkämpfe zu verschwenden. Dieses Spektakel ist heute vor allem Bühne für die Geltungstugend der Pseudodissidenten, denen Mut, Erfindergeist und Geschick für wirklich neue, für das Leben relevante Ideen fehlen und die daher bloß mit großen Worten „kritisch“ sind. Sie werden geradezu archetypisch durch jene Journalisten charakterisiert, die nach Karl Kraus „keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können“ oder „nachher alles vorher gewusst haben“.

Auch in den USA sind der Erfindergeist und die Innovationskraft der Pioniere gebrochen durch Gedankenviren und Bullshit-Jobs, die viele im Hamsterrad nicht wertschöpfender Berufe halten. So grenzt es an ein Wunder, dass Sprachmodelle im steigenden Wettbewerb solche Sprünge künstlicher Intelligenz bedeutet haben, bis hin zum letzten „deflationären Schock“.

Die ökonomische Begriffsverwirrung lenkt davon ab, dass solche Vergünstigung – trotz manch gefallener Aktienkurse – rasche Wohlstandsmehrung bedeutet. Das Wunder ist die Eigenmächtigkeit der technischen Entwicklung, die heute digital über den Erdball huscht und mehr der Imitationsfähigkeit als der Kreativität der Vielen bedarf, solange es noch irgendwo auf der Welt die Wenigen gibt, die als praktische Dissidenten wirken, ohne dass sie „Kritiker“ und „Faktenchecker“ daran hindern können.

Zuerst erschienen in eigentümlich frei.

Filed Under: Scholien, Unternehmertum

S5-E11: (A)soziale Medien

Rahim Taghizadegan am 19. Feber 2025

Folgende Exzerpte wurden besprochen:

  • Carr – The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains
  • Haidt – Generation Angst: wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen
  • Lewis – The garden of forking memes: how digital media distorts our sense of time

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Filed Under: Seminar, Studium Generale

Gespalten und ohne Regierung

Rahim Taghizadegan am 14. Feber 2025

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Die Millionenstadt Wien, mit den dominanten Sozialdemokraten, steht im Gegensatz zum ländlicheren Rest Österreichs, wo bislang eher die Volkspartei (ÖVP) dominierte. Die stärkste Partei ist nun aber die Freiheitliche Partei (FPÖ), die nicht nur ländliche Gemeinden erobert, sondern mittlerweile auch die Arbeiterschaft. Lange sollte eine «Brandmauer» ihren Einzug in die Regierung verhindern, stärkte sie aber, bis zu wiederkehrenden innerparteilichen Spaltungen.

Das Kernthema ist hier dasselbe wie anderswo: Durch subventionierte Negativauswahl bei der Zuwanderung sinkt die Lebensqualität für den unteren Mittelstand, während infolge hoher Steuerlast die Wirtschaft stagniert. Wie in anderen Ländern tendieren die Wähler daher zu denjenigen, die eine Kehrtwende durch scharf antielitäre Parolen verheissen.

In Österreich zeigt sich besonders deutlich, woher der Widerstand gegen eine Änderung der verfehlten Zuwanderungspolitik kommt: Einerseits ist die Moralisierung der Zuwanderung ein wichtiges rhetorisches Mittel des Parteienkartells, andererseits geht es bei den Problemen weniger um Grenzschutz als um formale Strukturen eines aufgeblähten Sozialstaates, der vor allem dem oberen Mittelstand in den Städten nützt.

Österreich ist eine Umverteilungsgesellschaft, in der die Mehrheit die Bevölkerung von staatlichen Transfers abhängig ist. Rund um die staatliche Umverteilung wuchert nicht nur die Politik als letzte Wachstumsindustrie, sondern ein Geflecht von Medien und staatlich finanzierten, nur formal nichtstaatlichen Organisationen.

Die Zuwanderungswelle bietet zusätzlich Nachfrage nach Beamten, Sozialarbeitern, Soziologen, Betreuern, Beratern und anderen Versorgungsdienstleistern. Die Schärfe in der Politik ist oft reiner Verteilungskampf. Die FPÖ vertritt die Zukurzgekommenen, die SPÖ vertritt Pensionisten und Zuwanderer, die ÖVP-Funktionäre in Kammern und Banken, die Grünen und die Neos wohlhabendere Städter mit Hang zur Geltungstugend, die Grünen zusätzlich mit Hang zum Antikapitalismus aus schlechtem Gewissen.

Zunächst täuschten die Verhandlungen rasche Einigung vor, als es um Haushaltskürzungen ging zur Abwendung des drohenden EU-Defizitverfahrens. Doch dabei konnte man es sich aufgrund vorheriger Verschwendung besonders leicht machen. Das Streichen des «Klimabonus», einer reinen Giesskannenverteilung an jeden, der sich mehr als sechs Monate in Österreich aufhält, brächte bereits 2 Mrd.

Die zuvor regierenden Grünen wollten mehr «Klimagerechtigkeit», um die Mehrkosten ihrer Politik zu kaschieren. Weitere einfache Kürzungen, auf die man sich einigte, waren: die korrupten Subventionen durch staatliche Anzeigenkäufe für Medien zu reduzieren und die «Bildungskarenz» zu kürzen, die hauptsächlich als staatlich bezahlter Elternurlaub genutzt wird.

Letztlich scheiterten die Verhandlungen am Beharren beider Parteien, zugleich Innen- und Finanzressort zu führen. Die FPÖ argumentierte über den Führungsanspruch, die ÖVP brachte die weniger überzeugenden Argumente, als Juniorpartner auch schon früher diese Ressorts ergattert zu haben, sowie Bedenken internationaler Geheimdienste. Der wichtigste, der amerikanische, wird wohl kaum Bedenken gegen eine Partei haben, die weit moderater auftritt als die eigene Regierung.

Leider ist auch die FPÖ entfernt davon, eine strukturelle Reform durchzusetzen. Ihr Kernthema bleibt: «mehr Geld für die eigenen Leute». Auch wenn die grösseren Nutzniesser des Umverteilungsstaates laut «Nazi» rufen, krankt eine Partei, die – wie ähnliche Parteien fast überall auf der Welt – in Zeiten wirtschaftlichen Abstiegs nostalgisch-identitäre Bezüge bemüht, vor allem daran, dass die österreichische Identität wie kaum eine andere in der Selbstverständlichkeit verwurzelt ist, sich am Staat zu bedienen. FPÖ-Politiker haben sich der typischen Bereicherung bislang auch nicht enthalten.

Im Kern scheiterte die Koalition daran, dass die ÖVP in jedem Fall – Regierungsbeteiligung oder nicht – verliert, die FPÖ in jedem Fall gewinnt. Internationaler, nationaler und innerparteilicher Druck auf die ÖVP-Verhandler tat das Übrige, Ersterer aus Sorge um die Brandmauern anderswo.

Nun hofft die FPÖ auf Neuwahlen und weitere Zugewinne. Wahrscheinlicher ist ein Neuaufguss der bereits gescheiterten Verhandlungen der Wahlverlierer. Gescheitert waren sie daran, dass SPÖ-Parteichef Andreas Babler zu noch höheren Steuern drängte.

Unter starker Rückendeckung urbaner Staatsprofiteure forderte er unter anderem Vermögenssteuern, die einst in Österreich abgeschafft wurden, weil der Ertrag den Aufwand der Eintreibung nicht lohnte und der Vermögensaufbau steuerlich bereits massiv erschwert wird. Gewiss kein gutes Signal für ein Land, das ohnedies kaum noch Vermögende anzieht, sondern stets weitere Umverteilungsempfänger.

Zuerst erschienen in Finanz und Wirtschaft.

Filed Under: Scholien

S5-E10: Gründung des Fed

Rahim Taghizadegan am 5. Feber 2025

Folgende Exzerpte wurden besprochen:

  • Grant – The forgotten depression: 1921, the crash that cured itself
  • Griffin – Die Kreatur von Jekyll Island: Die US-Notenbank Federal Reserve – Das schrecklichste Ungeheuer, das die internationale Hochfinanz je schuf
  • Rothbard – The case against the Fed

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Filed Under: Seminar, Studium Generale

Die politische Schlagkraft des Bitcoins

Rahim Taghizadegan am 29. Jänner 2025

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Die Politik hat den Bitcoin entdeckt. Nach einer langen Vorgeschichte vergeblicher Verbote setzt nun ein gegenläufiger Wettbewerb ein: Politiker versuchen, vom Bitcoin zu profitieren. Am deutlichsten ist der Umschwung in den USA, sodass der Kursanstieg oft allein Donald Trump zugeschrieben wird.

Das trügt: Trump hält kaum Bitcoin, versteht das Phänomen nur sehr oberflächlich und ist persönlich vor allem fasziniert von den Bereicherungsmöglichkeiten, die digitale Tokens bieten. Krypto braucht es dafür aber nicht, wie Trumps Projekt Truth Social gezeigt hat. 1 Mrd. $ liess sich hierfür von Trump-Fans einsammeln. Immerhin ging nach grossem Druck das meiste Geld an die Investoren zurück, was bei Tokens niemals passiert. Daher ist der nächste Anlegernepp der Familie Trump ein typischer «Shitcoin» namens World Liberty Financial, der wesentlich mehr Bereicherung erlaubt.

Der Bitcoin hatte lange vor Trumps Umarmung zum Höhenflug angesetzt. Der Kurs folgt dabei dem gewohnten Muster vorheriger Zyklen. Der Anstieg liegt eher noch niedriger als nach den letzten Halbierungen der Bitcoinbelohnung für Schürfer, wie sie etwa alle vier Jahre vorkommen. Der Bitcoin benötigt Trump nicht, doch Trump meinte, den Bitcoin zu benötigen. Der Grund liegt im Abzielen auf eine immer wichtigere Wählergruppe.

Der Bitcoin verbindet in ungewöhnlicher Weise finanziell lukrative Anlage, eine wachsende Industrie und hohen Idealismus. Idealistische Wähler bewegen sonst wenig Kapital, und wirtschaftliche relevante Interessensgruppen sind oft zynisch. Natürlich gibt es auch eine Kryptoindustrie, das heisst digitale Bereicherungsprojekte, die Lobbying betreiben können. Der finanzkräftigste Lobbyist aus diesem Bereich war der mittlerweile inhaftierte FTX-Gründer Samuel Bankman-Fried, der hauptsächlich – in typischem Finanzzynismus – linke Politiker bezahlte.

Beim Bitcoin wirkt eher der Netzwerkeffekt von Anhängern in aller Welt, die darin eine moralische Mission sehen und zusätzlich fast alle Finanzprofis in der Anlage schlagen. Das gibt dem Phänomen seine politische Kraft: eine rasant wachsende Zahl von Überzeugten mit Leidenschaft und Selbstbewusstsein.

Fast jeden Tag hört man nun von einem Politiker irgendwo in der Welt, der auf diese Wählerkraft setzt. Der wohl nächste Premier Kanadas, Pierre Poilievre, wird bitcoinfreundlich sein, in El Salvador, Mexiko, Surinam und vielen anderen Ländern stellen sich Politiker hinter den Bitcoin. Zuletzt ist sogar Christian Lindner in Deutschland auf den Zug aufgesprungen, weil er um das politische Überleben kämpft und dringend auf ein paar wahlentscheidende Stimmen angewiesen ist. Er schlägt neuerdings den Bitcoin als Währungsreserve vor.

In ein ähnliches Horn stösst die Bitcoininitiative in der Schweiz, für die derzeit Unterschriften gesammelt werden. Der SNB sind gesetzlich Goldreserven vorgeschrieben, dies soll um eine kleine Bitcoinreserve frei wählbarer Höhe aktualisiert werden. Immerhin wird der Bitcoin als digitales Gold verstanden, das das analoge als dringend nötige Innovation übertreffe.

In den USA könnte es ebenso zu einer strategischen Bitcoinreserve kommen, zumindest gibt es hierfür schon einen Gesetzesvorschlag und die Sympathie von Trump. Dabei wird das Konzept der strategischen Ölreserven (SPR) vermischt mit der historischen Rolle von Zentralbankaktiven.

Doch weder beim US-Fed noch bei der SNB dienen die Währungsreserven zur Deckung und damit zur Stärkung der Währung, sondern ganz im Gegenteil: Die über Geldschöpfung erworbenen Devisen dienen der Schwächung der eigenen Währung zur Umverteilung von Kleinsparern hin zur Exportwirtschaft. Gold ist nur aus historischen und psychologischen Gründen noch Aktivposten, auch wenn einmal erworbene Reserven zur späteren Stützung der Währung abgestossen werden können.

Aus Sicht der Zentralbankaktionäre wäre der Bitcoin jedenfalls deutlich überlegen, denn er schlägt langfristig alle anderen Anlagen. Zu den «Reserven» der SNB zählten etwa fast 10 Mio. Meta-Aktien (Facebook), just im Moment, als der Aktienkurs um mehr als 20% nachgab. Beim derzeitigen Wettbewerb bestehen kaum Zweifel, dass diejenige Zentralbank, die Bitcoinbestände zuerst aufbaut, von hoher Aufwertung profitieren würde. Dass der Bitcoin in immer weniger Portfolios fehlen darf, zeigt auch der ETF-Zufluss von über 36 Mrd. $ allein im letzten Jahr.

Der Bitcoin als Aktivposten der Zentralbank bringt keine Währungsstärkung, aber neben dem Interesse von Aktionären und Bitcoinhaltern spricht vor allem eine Gerechtigkeitserwägung dafür: Satoshi (kurz Sat), der Vermögenswert des Bitcoinnetzwerks, ist der Einzige, der allen Menschen rund um die Welt und rund um die Uhr – für noch weniger als ein Zehntel Rappen – zugänglich ist. Sinnvoller als die willkürliche Veräusserung von Franken gegen Aktien ausländischer Unternehmen wäre das Sammeln von Sat allemal.

Als strategische Reserve würde sich der Bitcoin aber besser in einem Staatsfonds eignen, der Überschüsse in guten Jahren für Notlagen in harten Jahren anlegt. Das mag ein Schweizer seinem Staat noch zutrauen, anderswo ist dieses Vertrauen nicht mehr gerechtfertigt, und es ist fragwürdig, ob die Bereicherung des Staates durch Bitcoinanlagen nicht eher die Verarmung der Bürger bedeutet. Immerhin ist weltweit der Staat die grösste Hürde für den Wohlstandsaufbau.

So könnten sich auch Trumps Umarmung des Bitcoins und die weitere Konzentration der Bitcoinschürfer in den USA als grösstes Risiko für den Bitcoin erweisen. In der Geschichte hat der Bitcoin aber erstaunliche Antifragilität bewiesen. Oft brachten die grössten Bedrohungen ihn voran. Bereits bei der Nutzung als unzensierbarer Spendenkanal für Wikileaks hatte der anonyme Gründer kalte Füsse bekommen. Auch das zweite grosse Risiko, die Nutzung als Zahlungsmittel am Schwarzmarkt Silk Road, schien fatal. Doch es kam zu einer paradoxen Wendung, diese Sat begründen heute die US-Reserve. Die Biden-Regierung versucht in diesem Moment, die damals beschlagnahmten 7 Bio. Sat auf den Markt zu werfen, was den unerwarteten Kursrücksetzer erklärt. Doch der Bitcoin wird sich wohl wieder behaupten und seine wachsende Liquidität beweisen.

Zuerst erschienen in Finanz und Wirtschaft.

Filed Under: Bitcoin, Geopolitik, Scholien

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