In einer Zeit, in der kurzfristiger Materialismus besonders gefördert und anerkannt wird, sind Geldfragen der relevanteste Praxistest für Anschauungen. Auch die “Austrian School”, jenes von der Wiener Schule der Ökonomik beeinflusste Nischenprogramm für Interessierte an Wirtschaftspolitik, zieht einen guten Teil ihrer Attraktion und wirtschaftlichen Tragfähigkeit aus Hoffnungen auf Alpha. Dieser Begriff, täuschend religiös, bezeichnet messbare Überrenditen und damit die Aussicht, im inflationären Hamsterrad nicht zu den zu-kurz-Gekommenen zu zählen.
In zwei Diskussionen im Rahmen unseres intimen Salons, einmal allgemein zur Vermögensanlage, einmal konkret zu Bitcoin, haben Sie vielleicht – mit großer Erleichterung über solch seltene Konkretisierung und Praxisnähe – eine Anlageempfehlung herausgehört. Ich hatte zwar schelmisch hinzugefügt, dass Empfehlungen stets bei Höchstständen am konkretesten erscheinen und zum Handeln Anlass geben. Das haben Sie aber vielleicht überhört, und das erhoffte Alpha hat sich als Omega erwiesen. Sie sind vielleicht einer der seltenen konkreten Handlungsempfehlungen gefolgt – der Nadel im Heuhaufen stundenlanger theoretischer und oft unverständlicher Erörterungen. Dann könnten Sie bei einem Blick auf die Kursentwicklung wütend realisiert haben, dass es guten Grund gibt, sich bis zu 30 Prozent ärmer zu fühlen. 30 Prozent Einbuße in wenigen Wochen, das ist schlimmer als der westeuropäische Steuerstaat. Bevor Sie nach dieser Einsicht Ihre Bitcoin enttäuscht gegen Staatsanleihen tauschen, sehe ich mich in der Verantwortung, Ihnen noch ein theoretisches und schwer verständliches Abschiedswort mitzugeben.
Ein Teil des Textes ist leider nicht öffentlich zugänglich, da der Autor für Freunde schreibt und sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Intimität der alten Wiener Salons ist im scholarium Voraussetzung der Erkenntnis, die keinerlei Rücksicht auf Empfindlichkeiten nehmen kann. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit, gerne laden wir Sie dazu ein.