Links gegen rechts, schwarz gegen weiß, Islam gegen Christentum, Mann gegen Frau – die identitär markierte Gewalt erschüttert unsere digitalen Echokammern. Gewalt ist natürlich, ihre Kontrolle eine Kulturleistung, ihre Wiederkehr Kulturverfall. Die polare Zuspitzung zum Identitätskampf, der eigentlich kein Kulturkampf ist, ist unkultivierte Politik. Wer trägt Schuld an diesem Kulturverfall?
Die klarste Schuld liegt im Institutionenversagen: Ein Gewaltapparat, mit höchster Legitimität und höchster Mittelkonzentration, scheitert an seiner vermeintlichen Kernaufgabe – Gewalt zu sanktionieren, zu verhindern, zu unterbinden. Überwiegend rechte, weiße, christliche Männer haben die vielen kleinen Entscheidungen und Tendenzen zu verantworten, die aus westlichen Staaten Versorgungsanstalten gemacht haben, die Gewalt nun mehr heranzüchten als mindern. Doch diese Veränderungen erfolgten auch aus Feigheit, Anerkennungsdrang und Schuldgefühlen gegenüber Linken, Schwarzen, Frauen und nunmehr Muslimen.
Die identitären Markierungen sind schockierend, eindrücklich und spaltend. Der obige Absatz ist ein ernst gemeintes Paradoxon, seine Erklärung ist schwierig, und sie möge letztlich ein wenig Aufklärung und damit Milderung in die identitäre Zuspitzung bringen.
Wir leben in einer Zeit, in der „linke“ Gewalt zwar zunimmt, aber noch immer auf sehr niedrigem Niveau im Vergleich zu den 1960er und 1970er Jahren liegt – und auch im Vergleich zu den 1920er und 1930er Jahren. Jene frühere Gewaltwelle hatte in Deutschland die Nazi-Reaktion genährt, die das Thema identitäre Gewalt konsequent und organisiert anging und daher gewann – zum großen Schaden der eigenen Kultur und Identität. Die zweite linke Gewaltwelle stieß zum Glück für die damalige Gesellschaft auf keine so massive Gegenreaktion mehr, erreichte dadurch aber ihr Ziel. Eingeschüchtert machte man Platz für den Gang durch die Institutionen. Da vieles an der Nachkriegsgesellschaft auszusetzen war, fanden sich auch viele intelligente und anständige Menschen „links“. Das Prinzip des Kaputtmachens, der Todestrieb, ist zwar ein Charaktermangel. Oft ist aber die Hoffnung berechtigt, dass manch schlechte Kruste aufgebrochen werden muss, um neue Saat keimen zu lassen.
Verheerend war weniger, dass einige „Linke“ in Positionen von Einfluss und Einkommen gelangten, die ihnen vorher verwehrt waren, sondern dass sie durch feiges Weichen und Arrangieren Plätze fanden. Dieser Prozess, verschuldet hauptsächlich von Nichtlinken, hat mehr nutzlosen Karrieristen die Türen geöffnet, die Einfluss und Einkommen als Anspruch einlösen wollen, wenn die Leistung selbst nicht reicht.
Und dann beginnt die Statistik langsam zu wirken. Unter weißen Männern sind „Linke“ im Durchschnitt kognitiv leicht überlegen. „Im Durchschnitt“ ist der unerträgliche Horror, der Politik und Kollektivismus nährt. Leider ist es ein realer Horror, kein bloß eingebildeter. Große Zahlen erlauben Mittelung. Und identitäre Marker haben genetische oder kulturelle Hintergründe. Das führt zu unangenehmen Korrelationen, denn in unterschiedlichen Gruppen von Menschen – künstlich nach einem identitären Merkmal zusammengefasst – finden sich unterschiedliche Verteilungen von Attributen. Das Individuum ist nicht determiniert: Ob ich weiß oder schwarz, männlich oder weiblich, links oder rechts, muslimisch oder christlich bin, sagt nichts über meine kognitiven oder charakterlichen Eigenschaften aus. Im Blick auf die Gruppe aber gibt es eben reale Verteilungsunterschiede.
Die hohe Zahl aschkenasischer Juden in den angesehensten bürgerlichen Berufen im alten Wien war real. Die Nazis reagierten mit Quotenregelungen, IQ-Verboten, Verschwörungstheorien und schließlich identitärer Gewalt auf diese Realität.
Jeder kennt Frauen, die den meisten Männern intellektuell weit überlegen sind. Doch im Durchschnitt führen andere Gewichtungen, die evolutionäre Hintergründe haben, zu durchschnittlich geringerem Karriereerfolg in Einkommen und Höhe der Position. Das feige Platzmachen erlaubt es, mit durchschnittlich leicht minderen Maßstäben an Positionen zu gelangen. Weil das „linke“ Durchbrechen und Eindringen hierbei behilflich ist, nagt dies langsam mit linksfeministischer Tendenz am Geschlechterverhältnis – und auch der Staatsapparat füllt sich mit Frauen, die im Einzelnen mit bestem Wissen und Gewissen dienen mögen, im Durchschnitt aber im Gewaltbetrieb leicht weniger leisten müssen. Unterbewusst kann so eine durchschnittlich höhere Abhängigkeit entstehen, ein verbissener Etatismus als Festhalten an Status, Einkommen und Bedeutung.
Die schwarze Hautfarbe verrät die geographische Herkunft der Ahnen, und die ist natürlich nicht ohne genetische und kulturelle Bedeutung. Im Individuellen handelt es sich um irrelevante, allenfalls ästhetisch vorteilhafte Oberflächlichkeit. Im Kollektiven rütteln die leicht unterschiedlichen Durchschnittsverteilungen an der Stabilität der USA. Nach und nach hat sich etwas Ähnliches abgespielt, wie oben für das weibliche Geschlecht beschrieben. Das schleichende politische Gift nährt neuen Rassenhass.
Irgendwann droht dann natürlich die Gegenreaktion. Sie trifft oft Falsche. Doch verleugnen lässt sich die Wut nicht, sie hat ja eine reale Grundlage. Dass eine inkompetente schwarze Frau mit linken Ansichten einen schwarzen Schwerverbrecher nicht sanktioniert, sondern verständnisvoll in Freiheit entlässt, ist nicht die Schuld der Schwarzen oder der Frauen, doch Geschlecht und Hautfarbe sind auch nicht völlig irrelevant für die schreckliche Vermengung. Dass die Bahnhöfe, Verkehrsmittel und Straßen unserer Städte sich mit Zombies füllen – jeder Hautfarbe und jedes Geschlechts –, ist natürlich Kulturverfall. Doch die Zombies sind nur Symptom, nicht Ursache oder Urheber. Ihre identitären Markierungen sind nur kontextuell relevant, nicht kausal. Während in Europa „Talahons“ zombifizieren, lungern auf Kanadas Straßen noch hauptsächlich Nachfahren von Europäern herum, weil dort der Wohlfahrtsstaat schon unheilvoll wirkte, als die Zuwanderung noch selektiv war.
Zuerst erschienen in eigentümlich frei.