Der große Popularisierer und im deutschsprachigen Raum aktuell meistgelesene Vertreter der Wiener Schule.
ROLAND BAADER (geb. 1940 in Kirrlach, gest. 2012 ebenda)
Ausgewählte Werke:
- Das Kapital am Pranger. Gräfelfing: Resch-Verlag, 2005
- Wider die Wohlfahrtsdiktatur. Zehn liberale Stimmen. Gräfelfing: Resch, 1995
- Fauler Zauber: Schein und Wirklichkeit des Sozialstaats. Gräfelfing: Resch, 1998
- Gold: Letzte Rettung oder Katastrophe? Gräfelfing: Fortuna Finanz Verlag, 1988
- Die belogene Generation. Gräfelfing: Resch, 1999
- Geldsozialismus. Gräfelfing: Resch, 2010
- Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus. Böblingen: Anita Tykve Verlag, 1991
- Totgedacht. Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören. Gräfelfing: Resch, 2002
Das Kapital am Pranger
Man sollte sich einmal klar vor Augen führen, daß die Menschheit über Jahrtausende hinweg in bitterer Armut vegetieren mußte und stets (im besten Fall!) auf dem Subsistenzniveau gerade noch überleben konnte. Nach fundierten Schätzungen und Berechnungen des britischen Historikers Angus Maddison lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Erdenbewohner zum Zeitpunkt von Christi Geburt bei 400 Dollar im Jahr (Kaufkraftbasis 1990). Tausend Jahre später lag es immer noch bei 400 Dollar (das waren 33 Dollar im Monat nach heutiger Kaufkraft!), und bis 1829 war es nur auf 670 Dollar pro Jahr gestiegen. Erst die mit der Industriellen Revolution (im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert) einsetzenden Kapitalbildung konnte die Grundlage und die Startbasis für den heutigen Wohlstand in den Industrieländern schaffen. 15
Einer der ganz wenigen Politiker unseres Landes, der wußte, was Kapital ist, war Fritz Schäffer, Bundesfinanzminister 1949 bis 1957. Ihm ist – mehr noch als Ludwig Erhard – das deutsche Wirtschaftswunder der Fünfziger und frühen Sechziger Jahre zu verdanken. 23
Die Steuerlast, berechnet als Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), hatte im Deutschen Reich vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nur 7,5% betragen und war sogar unter den Nationalsozialisten nie über 28% hinausgegangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhten jedoch die Alliierten die deutsche Einkommenssteuer auf 58%, wobei die Steuersätze für höhere Einkommen auf 90% und teilweise sogar auf über 100% festgesetzt wurden. Hinzu kam die Vermögenssteuer. Mit diesen Horror-Sätzen wollten die Alliierten die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft verhindern. Daß dennoch das „Wirtschaftswunder“ gelang, ist hauptsächlich das Verdienst Fritz Schäffers. Ohne daß die Besatzungsmächte merkten, was da vor sich ging, setzte er mit dem Paragraphen 7a des Gesetzes zur Änderung der Einkommen- und Körperschaftssteuer durch (später noch mit den §§7c, d und e), daß der Begriff der abschreibungsfähigen Sonderausgaben so weit ausgedehnt wurde, daß sich den Unternehmen ein gewaltiger Selbstfinanzierungsspielraum eröffnete. 24
>Wirtschaft verbindet, Politik trennt.< 125
So befinden sich, um nur ein Beispiel zu nennen, alle Zins-, Dividenden- und Mieterträge, die während eines Jahres an Arbeitnehmer fließen, in der Rubrik Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen wieder und werden in den Diskussionen einfach „Unternehmergewinne“ genannt. Gerade die Einkommensanteile der Arbeitnehmer, die aus anderen Quellen als dem Arbeitslohn stammen, haben aber in den letzten Jahren deutlich zugenommen. 141
Im viktorianischen London des Jahres 1900 waren sozial- und wohlfahrtstaatliche Einrichtungen unbekannt. Trotzdem hat es keinen einzigen Einwohner der Stadt gegeben, der unbehandelt krank geblieben wäre oder der mittellos hätte hungern oder als Obdachloser leben müssen. Dutzende von sogenannten Friendly Societies kümmerten sich um jeden Gestrauchelten oder Unglücklichen; die Ausgaben für karitative Zwecke bildeten den zweitgrößten Budgetposten (nach den Lebensmitteln) der Bürgerhaushalte, und fast die Hälfte aller Londoner Ehefrauen in den bürgerlichen Familien waren aktiv und unentgeltlich in Hilfseinrichtungen tätig. Mit dem Heraufziehen der staatlichen Sicherungs- und Wohlfahrtseinrichtungen lösten sich diese Institutionen und freiwilligen Hilfsdienste sukzessive auf. Im Wohlfahrtsstaat gilt Devise >Warum soll ich meinem Nachbarn helfen, wenn es doch das Sozialamt gibt<. 277
Wider die Wohlfahrtsdiktatur. Zehn liberale Stimmen.
1. Der Sozialstaat verstellt die Sicht auf Not.
Weil sich das Machtkalkül und die Stimmenfangstrategie der politischen Kasten auf jeweils größere Wählergruppen richtet, wurden die Sozialhilfe und alle sonstigen zweifelhaften Wohltaten des Wohlfahrtsstaates entpersönlicht und anonymisiert bzw. auf holistische Entitäten (Bevölkerungsgruppen) ausgerichtet. Wer in solchen schwammig definierten Ganzheiten wirklich hilfsbedürftig ist – und in welchem Maße, warum und wie lange, ist nicht mehr erkennbar. Also muss mit der Gießkanne ausgeteilt werden. Die in tatsächlicher Not lebenden Menschen kommen hierbei meistens zu kurz oder gar nicht in den Genuss des Sprühregens; je mehr Zeit verstreicht (und sich also die Verhältnisse innerhalb der „begossenen“ Gruppen ändern), desto weniger. Auch lernen die Cleveren innerhalb des Empfänger- und Nutznießer-Blocks rasch, den Segen auf sich zu ziehen und die weniger skrupellosen Mitglieder leer ausgehen zu lassen. Schließlich ist weder innerhalb des begünstigten Bevölkerungssegments noch in der aus vielen umhätschelten Gruppierungen bestehenden ganzen Wohlfahrtsgesellschaft mehr erkennbar, wer wo, wann und in welchem Ausmaß zu den Nettonutznießern oder zu den Nettozahlern des großen Umverteilungsspiels gehört (Baader 1995: 9f).
2. Der Sozialstaat zerstört den Willen zur Hilfe (Baader 1995: 10).
Die mit pharisäerhafter Scheinmoral vorgetragenen Funktionärsphrasen vom „gerechten Anspruch auf“ erzeugen bei einigen Bevölkerungsschichten die Neigung zu immer dreisterem Fordern, bei anderen das Gefühl schamlos ausgebeutet und zur Melkkuh des politischen Stimmenschachers zu werden (Baader 1995: 10).
Die Bereitschaft zur Hilfe und zur karitativen Zuwendung sinkt rapide. Der Blick für wirkliches Elend und echte Not wird stumpf, das Gefühl der Nächstenliebe und des menschlichen Erbarmens erkaltet.
Hinzu kommt, dass mit den staatlich erzwungenen Kollektivversicherungen gegen nahezu alle Lebensrisiken die Notwendigkeit zum zwischenmenschlichen Beistand schwindet – und damit auch der Wille zur helfenden Tat. Jene kleinen Einheiten und Institutionen, in denen menschliche Wärme, Zuwendung, Hilfsbereitschaft, Liebe und Beistand geboren, gelehrt, eingeübt, erprobt, vermittelt und bewahrt werden, nämlich Familie, Sippe, Nachbarschaft, Freundeskreis, Kirche und karitative Vereinigung: sie zerfallen, lösen sich auf und verwandeln sich bestenfalls in Rückzugsnischen für Eigenbrötler (Baader 1995: 10).
3. Der Sozialstaat verschüttet die Fähigkeit zur Hilfe (Baader 1995: 11).
4. Der Sozialstaat erodiert den Willen und die Fähigkeit zur Selbsthilfe und zur Übernahme von Eigenverantwortung (Baader 1995: 12).
Natürlich hat der Mensch in metaphysischer und humanitärer Betrachtung keinen Preis; er ist keine Ware, und sein Wert kann in keiner Währung dieser Welt gemessen werden. Sehr wohl aber ist seine Arbeitsleistung eine Ware, besser: ein Produktionsfaktor, der außerhalb einer archaischen Selbstversorgerwirtschaft (also diesseits der Steinzeit) nur dann seinen vollen Wert entfalten kann, wenn er wie jedes andere Gut angeboten und nachgefragt werden kann, wenn er – anders gesagt – einen Markt hat. Arbeit ist entweder autarke Selbstversorgerleistung in einer bäuerlichen Stammesgesellschaft (und diese Zeit ist lange vorbei) oder Sklavenarbeit unter der Peitsche oder nach der Gnade eines Feudalherren (und auch das ist gottlob lange vorbei); oder aber sie ist die freigewählte Leistung eines freien Mannes, der seine Arbeit auf einem freien Markt an denjenigen verkauft, der am meisten dafür zahlt und/oder die angenehmsten Bedingungen für die betreffende Tätigkeit bietet. Der Wert (und damit auch der Preis) dieser Arbeit bestimmt sich letztlich nicht nach den Launen oder der Willkür irgendeines Arbeitgebers, sondern nach den Präferenzen und Wünschen der Konsumenten (in Verbindung mit der Knappheit der eingesetzten Ressourcen). So wie der Konsument im direkten Kontakt mit einem Handwerker darüber befindet, ob er eine Leistung haben will und was er dafür zu zahlen bereit ist, so bestimmt er auch – auf dem Umweg über das Produkt oder die Leistung des Unternehmens – darüber, was dieses Unternehmen im Wettbewerb für den Faktor Arbeit in einer jeweils spezifischen Verwendung ausgeben kann.
Genau das ist es, was den Arbeiter zu einem freien Mann und seine Arbeit zur Quelle seines Lebensunterhaltes macht: dass der Unternehmer, der auf dem Wege der konkurrierenden Konsumentenbefriedigung etwas verdienen will, auf ihn angewiesen ist; dass nicht ein Gebieter über seine Arbeitsleistung verfügt und dass keine Behörde ihm Arbeitsplatz und Lohnhöhe als Gnadenakt zuweist, sondern dass Unternehmer ihn umwerben und ihn in einem frei ausgehandelten Vertrag für sich gewinnen bzw. von einem anderen Unternehmer abwerben müssen.
Wer behauptet, Arbeit sei keine Ware oder keine Ware wie jede andere, der will den arbeitenden Menschen von diesem einzig menschenwürdigen Mechanismus abkoppeln und ihm den arroganten Almosengehabe von Funktionären ausliefern, die für das vom Empfänger selbst finanzierte Gnadenbrot seinen politischen Gehorsam einfordern und ihre Monopolrenten beziehen (Baader 1995: 220).
Fauler Zauber: Schein und Wirklichkeit des Sozialstaats
Die Unternehmer investieren und stellen eben nur dann Leute ein, wenn es sich rentiert; die Arbeiter arbeiten, wenn es sich rentiert, und die Ärzte heilen, wenn es sich rentiert. Und wenn es sich nicht rentiert, dann lassen sie es eben sein oder machen gerade noch so viel, um sich über Wasser halten zu können. Und was sich rentiert, sowie auf welche Weise es rentierlich ist, wieviel oder wie wenig, wann, wo und warum: das muß man den Leuten selber überlassen, das muß ein jeder für sich entscheiden, und das ist Ergebnis des Rechnens, Kalkulierens, Abwägens, Wissens und Könnens, aber auch des persönlichen Temperaments, der persönlichen Moral, der Risikofreudigkeit, der Erwartung und der Lebenseinstellung der einzelnen Akteure. 50f
Der Unterschied zwischen Politik (Staat, Regierung, Parteien, zentralisierte Entscheidungen und Anwendung von Zwang) und Markt (Private und dezentrale Entscheidungen ohne Zwangsanwendung) besteht nicht darin, daß in der Politik nur falsche und im Markt nur richtige Entscheidungen getroffen werden. Fehler werden hier wie dort gemacht und wie überall, wo Menschen handeln. Der elementare Unterschied besteht vielmehr darin, daß a) fehlerhafte Entscheidungen am Markt seltener gefällt werden, weil sie unmittelbar mit persönlichem Nutzen oder Schaden verbunden sind, und daß b) der mit Fehlentscheidungen angerichtete Schaden am Markt geringer bleibt, weil er sich meist nur auf einen einzelnen Handelnden oder auf wenige Personen auswirkt sowie daß c) fehlerhafte Entscheidungen am Markt unter dem Druck des Wettbewerbs und unter der Drohung rascher persönlicher Schadensfolgen für den jeweils fehlerhaft Entscheidenden sowie wegen der geringeren formalen Entscheidungshindernisse am Markt, schnell, permanent und in die richtige (weniger fehlerhafte) Richtung korrigiert werden. 61f
Erst vor dem Hintergrund dieses ursprünglichsten Menschenrechts – also dem Recht eines jeden Menschen, sein Leben in eigener Regie planen und gestalten zu dürfen -, wird das ganze Elend des Individuums deutlich, das sein Dasein in einem totalitären Regime fristen muß; aber auch die Unwürdigkeit seiner Existenz in den modernen sozialsozialistischen und staatspaternalistischen Wohlfahrtsstaaten. Auch in diesen angeblich »freien« Gesellschaften plant nicht der einzelne Mensch (in seiner Eigenschaft als einzigartiges Individuum) in eigener Verantwortung und im Rahmen seiner fürsorglichen Elternliebe die Bildung seiner Kinder, sondern der Staat legt Art, Ort, Dauer und Lehrinhalt der geistigen Erziehung der Kinder und Jugendlichen zwangsweise fest. Der erwachsene Mensch bestimmt nicht in eigener Regie und Verantwortung über die Vereinbarung bezüglich der Höhe seines Arbeitsentgelt und über die Dauer seiner Lebens-, Jahres-, Wochen- und Tages-Arbeitszeit, sondern staatliche Gesetze und staatsgestützte Tarifkartelle geben das zwingend vor. Ebensowenig entscheidet der erwachsene Bürger in den Sozial- und Wohlfahrtsstaaten über die Verwendung der Früchte seiner Arbeit; weder über die Aufteilung seines Lebenseinkommens auf Konsum- und Ersparnis, auf Alters- und Krankheitsvorsorge oder auf Risikoversicherungen der verschiedensten Art, noch über die anteilige Verwendung für den Unterhalt der Familie, für wohltätige und karitative Ausgaben, für Zwecke des eigenen Wohlergehens oder für Zuwendungen an andere, seien es Geschenke, Darlehen oder Erbschaften. Nahezu alle Vorsorgeleistungen werden ihm, dem staatsbetreuten Sozialmenschen, unabhängig von seinen eigenen Risikokalkülen, seinen persönlichen Präferenzen und finanziellen Möglichkeiten – unter Zwang und ohne Einräumung alternativer Wahlmöglichkeiten -vorgeschrieben. Und die finanziellen Mittel für diese Zwangsverwendungen werden ihm mit unerbittlicher Gewaltandrohung entzogen. Dazuhin wird ihm, wiederum unter Zwang, ein erheblicher Teil – in vielen Fällen mehr als die Hälfte – seines Lebenseinkommens in Form von Steuern weggenommen, um alsdann beliebigen Verwendungen zugeführt zu werden, auf deren Art und Höhe er so gut wie keinen Einfluß hat. Zu guter Letzt werden seine Entscheidungen über die Verwendung des ihm verbliebenen Restes seiner Lebensarbeitsfrüchte nochmals beschränkt durch Konsumsteuern, Zölle und Lenkungsabgaben aller Art. Ganz zu schweigen von der staatlichen Enteignungsveranstaltung namens Inflation und von dem dichten Netz an Regulierungen und Interventionen, die alle Handlungen des staatsdirigierten »Bürgers« begleiten und viele seiner Vorhaben entweder verhindern oder in ungewünschte und nicht-optimale Bahnen lenken. Im Alter schließlich ist dieser geschundene Mensch noch immer nicht Herr seiner Lebenspläne, sondern lebt als Unterhaltsempfänger von der Gnade des Staates, der die Renten- und Pensionszahlungen mehr oder weniger willkürlich und nach politischen Kalkülen manipulieren kann. Seinen »letzten Willen« schließlich, diese angesichts des herannahenden Todes von tiefstem Ernst getragene Verfügung, die der gealterte Mensch zum ewigen Abschluß seiner Lebensplanung als eine Entscheidung von höchster Würde und unantastbarer Autonomie treffen möchte, diese oft bedeutsamste und am meisten Ehrfurcht gebietende Willensäußerung also, unterliegt wiederum in weiten Teilen den staatlichen Geboten – bis hin zu ungewollten Pflichtansprüchen – und wird mit Erbschaftsteuern von bis zu siebzig Prozent (in Deutschland) ihrer Substanz entkleidet. Das dem Menschen von Natur und / oder vom Schöpfer verliehene höchste und ursprünglichste aller Rechte, nämlich sein eigenes, einziges und ihm unter allen Menschen nur allein gehörendes Leben in eigener Regie und Verantwortung planen und gestalten zu dürfen: dieses Recht ist in den das gesamte Leben ihrer Bürger politisierenden und dominierenden Sozialstaaten zur Makulatur geworden. 144-146
Es sind vier große Einfallstore, durch die der Staat in das Leben der Menschen eindringt. Die Türschilder lauten: 1) Öffentliche Güter, 2) Sozialversicherungen, 3) “Soziale” Umverteilung, und 4) Subventionen und Protektionen. 161
Anziehungskraft und Wirksamkeit der egalitaristischen Manie haben viele Gründe. Die wichtigsten sind wohl: 1) der Glaube, Armut könne durch Umverteilung und nivellierende Politik beseitigt werden (was der Annahme entspricht, man könne die Stadtbewohner besser ernähren, indem man das Saatgut der Bauern unter ihnen aufteilt); 2) die Vorstellung, eine Institution, eine Behörde oder ein »Führer« könnte und sollte die individuellen »Verdienste« der Menschen besser und gerechter bewerten als der anonyme Marktprozeß (was genauso kurios ist wie die Idee, der Betrachter eines Ameisenhaufens könnte und sollte die objektive Arbeitsleistung und die subjektive Anstrengung einer jeden Ameise messen und bewerten sowie entsprechend belohnen); 3) der Neid als ein elementarer Urinstinkt der Menschen; 4) die Idee, man könnte und sollte persönliche Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe durch ein Gesellschaftsmodell mit systemimmanenter Moral – einer Art »eingebauter Karitas« – ersetzen (was genauso närrisch ist wie es der Versuch wäre, die Kriminalität verringern zu wollen, indem man die Gefängnisse als Kloster bezeichnet); 5) die Verlockung, die von der Gewissensentlastung ausgeht, wenn man persönliche Verpflichtungsgefühle auf die anonyme Gesellschaft übertragen kann (was nur ein frommer Selbstbetrug ist); 6) die Verwechslung von >Freiheit< mit Verfügungsmacht oder materiellem Wohlstand (was impliziert, daß der wohlversorgte Kettenhund »freier« wäre als der hungrige Wolf in den Bergen); 7) die Vorstellung von der Gesellschaft als einer der Familie oder der intimen Kleingruppe ähnlichen »Gemeinschaft«, in der identische Solidarverpflichtungen und dieselben fürsorglichen Emotionen herrschen (was ein atavistischer Irrtum ist); 8) die Einbildung, Friedensliebe und Zusammengehörigkeitsgefühl könnten durch eine größere Gleichmäßigkeit der Einkommen und Vermögen verbessert werden, oder – anders gesagt, eine Gesellschaftsordnung sei stabiler, wenn in ihr der »Neidschmerz« gelindert werde (was schon durch die alltägliche Beobachtung widerlegt werden kann, daß die meisten Menschen den Michael Jacksons dieser Erde ihre Milliardenvermögen weniger neiden als den Maiers in der Nachbarschaft ein Auto, das der selbstgefahrenen Fahrzeugklasse entspricht); und 9) eine Art »Opferdenken«, die Vorstellung also, eine »gerechte Gesellschaft« müsse zu einem gewissen Grad ausgleichen, was »das Leben« einigen Menschen an besonderen Vorzügen und anderen an besonderen Nachteilen zugewiesen habe (was Gerard Radnitzky, wie bereits ausgeführt, als »Säkularisierung der christlichen Kompensationsidee« bezeichnet hat und was auch ein Hinweis darauf ist, daß es sich beim Sozialstaat um eine quasireligiöse Kultveranstaltung handelt). 211-212
Auch die großen Kriege des 20. Jahrhunderts hätten ohne die Papierwährungen niemals stattfinden können. Es war deshalb alles andere als ein Zufall, daß die Goldwährung in Europa mit Beginn des Ersten Weltkriegs abgeschafft wurde. Seitdem läuft die große Vermögensvernichtung, deren Dimension sich aller Vorstellungskraft entzieht. 271
Gold: Letzte Rettung oder Katastrophe?
Dauerhaften Wohlstand haben nicht die Goldschätze als solche den sie jeweils besitzenden Völkern und Reichen beschert – und somit auch nicht die geraubten und geplünderten. Vielmehr gilt: Jene Völker und Regionen, die durch besonderen Gewerbe- und Handelsfleiß die Goldströme auf friedlichen Kaufmannswegen zu sich hinlenken konnten, waren die dauerhaft wohlhabenden, kulturell emporstrebenden und jeweils auch freieren.14
Gold ist „geronnenes“ Vertrauen oder, wenn man so will, auch geronnenes Mißtrauen gegen alle anderen Wertversprechen. Das führt uns auch auf die Spur seiner seltsamen Preisbewegungen: Sein Preis steigt, wo immer Mißtrauen aufkommt (Mißtrauen in die Zukunft, die Politik, die Regierenden), und er fällt oder stagniert, wo Vertrauen herrscht.19-20
Mit dem faulen Kredit kann man vortäuschen, in der Gegenwart sei alles machbar, die Notwendigkeiten von Maß und Ziel, von Beschränkung und Bescheidenheit seien aufgehoben. In Wirklichkeit sind sie nur in geballter Form in die Zukunft überwälzt und werden die Notwendigkeiten der Zukunft kumulieren und potenzieren. fauler Kredit aber ist mit Gold nicht machbar. Deshalb können große und dauerhafte Kulturen und Zivilisationen nur mit wahrhaftigem Geld und wahrhaftigem Kredit entstehen – und das ist Goldgeld und Goldkredit, und deshalb gehen Zerstörung und Niedergang von Völkern und Nationen mit unwahrhaftigem Geld und faulem Kredit einher; und dieser Schwindel hat tausend Namen – nur einen nicht: Gold! 35
Wenn der Produktivitätsfortschritt in Industrie und Handwerk nicht in Form von übertriebenen Lohnerhöhungen absorbiert werden würde, so müßten die Güterpreise ständig leicht fallen. Otto und Emma Normalverbraucher könnten sich also bei gleichem Einkommen mehr kaufen, und zwar mehr Güter und mehr Dienstleistungen (zumindest aber mehr Güter und gleichbleibende Dienstleistungsmengen. […] Die radikale Machtpolitik der Gewerkschaften sorgt nun aber seit drei Jahrzehnten dafür, daß die gesamte Produktivitätszunahme – und meist sogar mehr – von den Lohnsteigerungen absorbiert wird. Dies hat – neben Inflation und Arbeitslosigkeit – noch weitere dramatische Folgen. Unter anderem: Selbst wenn die Güterpreise nur adäquat zu den höheren Löhnen steigen würde, käme es zur Öffnung einer Schere zwischen den Preisen von Industrieprodukten und denen von Dienstleistungen. Da der technische und organisatorische Fortschritt wesentlich schneller und leichter Eingang finden kann in die industrielle Produktion als ins Dienstleistungsgewerbe (der Roboter beim Friseur ist wohl nur als Skalpiermaschine denkbar), steigt die Produktivität natürlich in ersterem Sektor um ein Vielfaches des letzteren. 57
Der Unterschied zwischen der alten und der neuen Alchemie: Die „alte” war von Anfang an Illusion. Die „neue” ist gefährlicher, weil sie ihren illusionären Charakter anfänglich verschleiert, weil der Glaube an sie tatsächlich Wirkung (gewaltige Leistungssteigerung) zeigt. Irgendwann aber folgt auch ihr die Ernüchterung, nämlich dann, wenn die Illusion zynisch und rücksichtslos mißbraucht wird, wenn das Zaubermittel zur massenhaft verschütteten Giftbrühe geworden ist. 72-73
Natürlich kann man Währungen auch ohne Goldstandard konvertibel machen und halten, aber dazu ist ein so ungeheuer komplexes und kompliziertes System von Regeln, Maßnahmen und Interventionen zu entwerfen, aufrechtzuerhalten und ständig anzupassen, daß man getrost davon ausgehen kann, daß Abwesenheit von mehr oder weniger Devisenzwangswirtschaft historisch immer nur ein vorübergehender Zustand ist. 84
All das, was man der Goldwährung an Fehlern und verhängnisvollen Folgen zuschreibt, und was man deshalb angeblich nicht wiederholen will, ist nicht mit oder wegen ihr eingetreten, sondern gegen sie. Natürlich wurde – nach bewährtem Muster (man schlägt den Sack und meint den Esel) – das nach Aufgabe der Goldwährung weltweit ausgebrochene Währungs- und Wirtschaftschaos der Goldwährung zugeschoben ; nach dem Motto: Hätten wir den alten Zopf nicht so lange beibehalten, so hätten wir jetzt nicht die Katastrophe. Die Wahrheit aber war genau entgegengesetzt: Der erste Schritt ins Verderben war die „Kastration” des Goldes: In den Jahren nach 1918 gingen viele Länder – darunter auch Deutschland – dazu über, ein Währungssystem zu etablieren, bei dem man die Vorzüge der Goldwährung zu erhalten, ihre Zwänge jedoch zu beseitigen suchte. Der daraus resultierende Zwitter war in einigen Ländern die Goldkernwährung, in Deutschland (1924) die Golddevisenwährung. All diese Ausweichmanöver scheiterten und endeten in den dreißiger Jahren im Chaos.
Das Gold kann man nicht überlisten. Aber natürlich kann man mit Gold auch keine menschlichen und historischen Katastrophen heilen, wie Kriege, Reparationszahlungen, Protektionismus und politischen Größenwahn. Gold ist auch als Währungsmetall ein Element des Friedens und der Freiheit, des Maßes und der Ordnung. Wo die Politik entgleist, flieht Gold in den Untergrund und steht als Partner nicht mehr zur Verfügung. 90-91
Wer das Geldwesen zur Gewinnung handelspolitischer Vorteile im Verkehr mit dem Ausland (sprich: permanente Handelsbilanzüberschüsse und/oder dauerhafte Zahlungsbilanzdefizite), zur Verschiebung der Besitzstandsverhältnisse zwischen den Staatsbürgern (sprich: permanente Umverteilung von den Leistungswilligen zu den -unwilligen, und fortlaufende Enteignung der Sparer zugunsten der Schuldner – insbesondere des Hauptschuldners „Staat”) und zur Füllung der Staatskassen (sprich: für staatlich sanktionierten Raub und maßlosen Fiskalterror zur Finanzierung eines gigantomanischen Bürokratenheeres) mißbrauchen will, der muß gegen die Goldwährung sein. Alles andere ist Brimborium und Verschleierungsgeschwätz. 93-94
Ergänzend will ich nur wiederholen, daß weder der Goldwährungsmechanismus noch die freie Wettbewerbswirtschaft (Marktwirtschaft) von Menschen „erfunden” wurden. Sie wurden „entdeckt”. Sie haben sich als kybernetische Systeme (die existieren, bevor der menschliche Verstand sie sich ausdenken könnte, und die somit auch unendlich viel weiser sind als dieser) dort „eingestellt”, herausgebildet, wo freie Menschen ihren natürlichen Tätigkeiten und Zielen nachgingen. Erst nachträglich wurden sie jeweils interpretiert, verfeinert und imitiert (also bewußt angewendet). 96-97
Eine Währungsreform hat in aller Regel mit einer „Reform” überhaupt nichts zu tun. Nichts wird reformiert, weder der Ausgabenwahn des Staates noch die Kumpanei der Notenbank mit den Politikern, weder die verantwortungslose polemische Raserei der Gewerkschaften und Interessenverbände noch die unbegrenzte Neid- und Bestechungsmentalität der Bürger. Es wird nur etwas deformiert, nämlich das Vermögen der Bürger […]: Zunächst wird die Bevölkerung via Steuern mehr und mehr ausgepreßt, bis der Punkt erreicht ist, wo weitere Steuererhöhungen dem Fiskus weniger Steuereinnahmen einbringen als vorher (Unlust, Leistungsverweigerung, Schwarzarbeit, Kapitalflucht). Von diesem Punkt an […] wird die Rakete der heimlichen Steuer, das heißt der Inflation, gezündet. Diese Variante der Ausplünderei kann sehr lange dauern, bis nämlich die heimliche Enteignung so unheimlich wird, da B der letzte Trottel merkt, was gespielt wird. Dann kommt – nach einigen Zwischenkrämpfen – die totalste aller Enteignungen, die restlose Tilgung der Staatsschulden aus den Taschen der Bürger: die Währungsreform. Mit unendlich vielen frommen Sprüchen der Politiker beginnt sodann das grausame Spiel von neuem. 147-148
Ist es denkbar, daß sich Regierungen, Politiker und Notenbanken in absehbarer Zeit freiwillig zur Rückkehr ins Gold entschließen? Nein. Uneingeschränkt nein. Denn in diesem Fall wäre plötzlich ein riesiger Teil der Bürokratie überflüssig, könnten Hunderte von aufgeblähten Institutionen nicht mehr ihren Zinnober aus den unübersehbaren Giftküchen der Geldpolitik, Währungspolitik, Finanzpolitik, Handelspolitik, Kapitalmarktpolitik, Zinspolitik, Konjunkturpolitik, Beschäftigungspolitik usw. verzapfen, könnten Regierung, Bund, Länder und Kommunen nicht mehr ihren Schulden-Irrwitz fortsetzen, ganz zu schweigen von den Horror-Institutionen der Super-Geldverblaserei wie EG, IWF, UNO und Konsorten, könnten sich die Gewerkschaften nicht mehr zum obersten Gralshüter einer heuchlerischen Kollektivmoral aufspielen und ihre Macht nicht mehr ins Unermeßliche ausdehnen und könnten die Parteien und Politfunktionäre nicht mehr mit den Schalmeien pseudoparadiesischer Wohltaten auf Volksbeglückungs-Stimmenfang gehen. Es wäre wieder „Maß und Mitte” gefragt, Vernunft und Abstinenz des Staates vom Wirtschaftsgeschehen, freie, ungegängelte Bürger und in die Zwänge und Schranken der Realität zurückgekehrte Politiker. Deshalb ist dieser Schritt zurück zur Goldwährung auf freiwilliger Basis völlig aussichtslos! 174-175
Jedes Zeitalter hat die Währung (Geldordnung), die es verdient. Da wir in einer Epoche der Illusion leben, alles sei machbar und erlaubt, frei nach dem Schlagertext „Ich will alles, und zwar sofort”, haben wir auch ein illusionäres Geldsystem, das uns vorspiegelt, alles sei auf unbegrenzten und unendlichen Kredit zu haben. Währung also als Spiegelbild des geistig-seelischen Zustands der Nation. 175-176
Hierzu muß man wissen: Bei flexiblen Wechselkursen gibt es keine Anpassungsmechanismen zwischen verschiedenen Währungsgebieten mehr, denn nun bestimmen Geldströme und nicht mehr Warenströme die Wechselkurse, und Geldströme sind Devisenströme, und Devisenmärkte sind Teilmärkte eines weit größeren Marktes (nämlich des Weltmarkts für Güter, Geld und Kapital). Auf Teilmärkten aber kann kein Gleichgewicht eines Gesamtmarktes zustande kommen.187
Mit unserem Aufklärungs-, Emanzipations- und Machbarkeitswahn haben wir das Kollektiv und damit den Staat an die Stelle Gottes gesetzt. Das Mittel, mit dem dieser Götze „Kollektiv” die unumschränkte Gewalt über unseren Geist und unsere Seelen ausübt, ist das Papiergeld. Gold war das Instrument, um die Freiheit des Individuums gegen die Allmacht des Staates zu schützen, Papiergeld war und ist das Instrument, um die Allmacht des Staates ins Unermeßliche zu steigern. Diese schleichende Despotie kann (auf scheinbar harmlose Weise) mit der Notwendigkeit einer alles beherrschenden Papiergeld-Bürokratie erklärt und verschleiert werden und führt über den beispiellosen Mißbrauch des Demokratie-Begriffes geradewegs in die totalitäre Knechtschaft. Ein einfaches „Zurück zum Gold” kann uns aber nicht retten, weil das Papiergeld nur eine Folge unseres pathologischen geistig-seelischen Zustands ist. 208
Ein Drittel der Geldanlagen so plazieren, als sei die Welt in Ordnung, ein Drittel vorsichtig und sehr konservativ anlegen, ein Drittel auf „äußersten Alarm“. Zum Zweiten Drittel rechne ich (noch) deutsche Bundesanleihen und, immer noch (obwohl seit meiner Empfehlung in „Anlage 2000″ vom Oktober 1987 dramatisch gestiegen), Schweizerische Immobilienfonds. Zum letzten Drittel rechne ich eidgenössische Staatsanleihen, einiges Bargeld und Gold. 212-213
Die belogene Generation
Die Deutschen haben im Zwanzigsten Jahrhundert – hautnah und oft unter unsäglichen persönlichen Schmerzen und Verlusten – ein sozio-ökonomisches „Großexperiment” erlebt, wie es sonst nur die Naturwissenschaftler unter reinen Laborbedingungen (und eben nur auf dem Gebiet der Naturwissenschaften) vollziehen können. Sie waren zunächst Zeugen und millionenfach Selbstbetroffene zweier sozialistischer „Realexperimente”, nämlich des roten Sozialismus in der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution – und später im gesamten sogenannten Ostblock, sowie des braunen Sozialismus auf ihrem eigenen Boden. Nachdem diese beiden Sozialismus-Varianten den halben Globus vernichtet und viele Hundert Millionen Menschen in Tod, Verstümmelung, Elend, Hunger und Vertreibung gestürzt hatten, bot sich den Deutschen ein bis anhin wiederum einzigartiges „Anschlußexperiment”, nämlich die Teilung ihres vom Krieg verwüsteten Landes und seiner Bewohner (wohlgemerkt Bewohner desselben Kulturkreises und derselben Sprache!) in zwei Hälften: in einen sozialistischen Ostteil und einen marktwirtschaftlichen Westteil. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die sozialistische Hälfte zu einem Gebiet der Knechtschaft, des Mangels und der tristen Uniformität wurde, die marktwirtschaftliche Hälfte aber zu einem „Wunderland” mit bislang unbekanntem Überfluß, mit Freiheit, Vielfalt, Offenheit und überschäumender Lebensfreude. 9-10
Vierzig Jahre nach Beginn des „Experiments” brach der sozialistische Ostteil schließlich vollständig bankrott zusammen (und mit ihm auch der gesamte Ostblock inklusive des Riesenreiches Sowjetunion). Was vorher schon jeder hätte sehen können, der dazu willens gewesen wäre, lag nun offen vor den Augen der Welt: Eine vollständig verkommene Bausubstanz und tristeste Wohnverhältnisse, schrottreife Unternehmen und maschinelle Anlagen, leere Läden und alltägliche Warteschlangen, eine marode Infrastruktur, zerstörte Natur und vergiftete Böden und Flüsse, armseligste Energie- und Kommunikationstechnik, verlotterte Straßen mit ein paar stinkenden Einheitsautos, ein parteizensiertes und spärliches Medienangebot, eine fern jeden Rechtsempfindens agierende und politisierte Justiz, ein unabsehbares Heer von Spitzeln und Häschern, ein bis hinunter zu den „Betriebskampftruppen” militarisiertes und ideologisch verhetztes Volk, und Menschen, die trotz der jahrzehntelangen Anfeuerung zu „Helden der Arbeit” und „Planerfüllern” arm waren wie die Kirchenmäuse. Der Westteil hingegen präsentierte sich – trotz der vom halbsozialistischen Sozialdemokratismus sämtlicher Bonner Parteien fast erwürgten Effizienz und schrankenlos verplemperter Milliarden – noch immer als eines der reichsten Länder der Erde, friedlich und offen, hochproduktiv und mit modernster Technik und Infrastruktur, im vielfältigen und hochqualitativen Angebot seiner Waren und Dienste fast ertrinkend, und mit den im weltweiten Vergleich höchsten Umweltstandards.
Doch welche Lehren zogen und ziehen nun die Deutschen in Ost und West aus diesem gigantischen „Experiment”? Sie reden – mehrheitlich! – davon, „nicht alles am Sozialismus sei schlecht gewesen” und man müsse nicht nur für die Opfer des SED-Totalitarismus, sondern auch für dessen Täter – als „Menschen mit anderer Biographie” Verständnis aufbringen. Sie wählten – nunmehr gemeinsam – eine neue, diesmal rotgrüne Sozialismus-Variante, eine Volksvertretung und Länderparlamente, in denen sogar Marxisten und Leninisten Sitz und Amt innehaben, und sie reden vom „Voneinanderlernen der unterschiedlichen Systeme”. Kurz: Sie verwandeln das ganze Land – inklusive des Westteils – in eine „DDR light”. 10-11
Bei einer Staatsquote von annähernd 60%, sowie mit einem zu fast 100% staatlichen Bildungs-, Gesundheits- und Rentensystem, mit nahezu beliebigem Fiskalzugriff auf die Einkommen und Vermögen der Bürger, mit einem im syndikalistischen Tarifkartell gefesselten Arbeitsmarkt, einer kaum noch geschützten Privatsphäre (mehr als ein Dutzend gesetzliche und verwaltungsrechtliche Möglichkeiten zur Personenkontrolle, Wohnungsdurchsuchung, Abhörung etc.) und – vor allem – einem rein staatlichen Geld, ist Deutschland zu rund drei Vierteln ein sozialistisches und staatsdirigistisches Land. 67
Die Marktwirtschaft hingegen, obwohl überall im Nachkriegseuropa nur in viertel- bis halbintakter Form gestartet, hat eine enorme Aufbauarbeit geleistet. In Deutschland führte sie aus spezifischen Gründen so rasch und gründlich aus den Kriegstrümmern zum Wohlstand, daß die ganze Welt von einem Wunder sprach. Doch schon ab Mitte der 60er Jahre wurde sie mit den sozialistischen Samtbändeln des Sozial- und Wohlfahrtsstaates so stark gefesselt, daß man nur staunen kann, was sie trotz allem noch zuwege gebracht hat. 85
Die deutsche Marktwirtschaft war in der Nachkriegszeit insofern buchstäblich „entfesselt”, als die Alliierten – aus bekannten Gründen – so gut wie alle bestehenden Organisationen (von den Parteien bis hin zum letzten Hühnerzüchterverein mit einem Nazi im Vorstand) zerschlagen hatten. Alle korporativistischen und institutionellen Verkrustungen waren also weitgehend aufgelöst. Das, was wir heute mit Blick auf den vormaligen Ostblock als „alte Seilschaften” bezeichnen, gab es im Nachkriegsdeutschland West -trotz aller gegenteiligen Behauptungen – nicht mehr. Wenigstens für die zehn bis fünfzehn Jahre, die es gedauert hat, bis sich Funktionärsnetze neuer Art wieder über das Land gelegt hatten, war die deutsche Marktwirtschaft (trotz ihrer sozialistischen Mitbringsel -wie das staatliche Renten-, Gesundheits- und Bildungswesen) ziemlich frei. 85
Was die Finanzmärkte angeht, sollte man zunächst einmal festhalten, daß das reale Güter- und Leistungsvolumen der Welt jährlich um rund zwei bis drei Prozent wächst, die Menge des staatlichen Geldes jedoch um zehn bis fünfzehn Prozent. Das neu geschaffene Geld ist nur zum geringeren Teil Kredit, der in reale und rentable Investitionen fließt, der Rest ist „heiße Luft”. Bei einem Großteil dieser heißen Luft handelt es sich um die Gegenbuchungen zur astronomischen Staatsverschuldung. Wenn also die Bürger ihre Ersparnisse in Staatsanleihen anlegen, dann sind das Guthaben, denen kein realer Wert mehr gegenübersteht; und zwar weil der Staat das geliehene Geld nicht wie ein Unternehmer in rentable Investitionen gesteckt hat, aus deren Erträgen er die Schuld zurückzahlen könnte, sondern in Rentenzahlungen, Pensionen, Politikergehälter, Wohlfahrtsprogramme, Entwicklungshilfe etc. etc. -also in den Konsumsektor, aus dem nichts mehr zurückfließen kann. Und auch derjenige (kleine) Teil der jährlichen Neuverschuldung, der in staatliche Investitionen fließt, ist mit Gewißheit verloren, weil Bürokraten eben keine Unternehmer sind und somit auch nicht wirtschaften können (und auch nicht müssen). 100
Kurz: Was als Milliardenflutwelle spekulativen Geldes um die Welt rast, ist überwiegend staatlich erzeugtes oder sozialistisches Geld. Der Kapitalismus muß damit leben, weil ihm die Alternative, zu seinem eigenen Geld (dem Gold) zurückzukehren, unter strengsten Strafen verwehrt wird. Aber mit Kapitalismus hat dieser Abertausend-Milliarden-Irrwitz nichts zu tun. Was am Kapitalismus „Kasino” ist, das ist in Wirklichkeit das Ergebnis einer betrügerischen Staatslotterie. Leider finden die meisten „Kapitalisten” dieses Spiel ganz angenehm, weil sie seine Regeln zur eigenen Bereicherung nutzen können. Aber die Alternative zum Kasino- (= Staats-) Kapitalismus ist nicht weniger Kapitalismus, sondern mehr. 104-105
Die Feinde des Wettbewerbs haben ein Lieblingswortspiel, welches lautet, die Menschen sollten lieber kooperieren statt konkurrieren. Damit wird verschleiert, daß Wettbewerb und Kooperation einander bedingen. Der Markt ist nicht nur eine riesige Konkurrenzveranstaltung, sondern auch eine riesige Kooperationsveranstaltung. Genauer: Märkte sind Orte der Konkurrenz um Kooperation.112-113
Ganz generell gesprochen, ist es falsch und unsinnig, von „wirtschaftlicher Macht“ zu sprechen. Man sollte besser den Ausdruck ,wirtschaftliche Potenz’ verwenden. Mit ,Macht’ verbindet sich die Vorstellung von Herrschaft, Zwang und Gewalt. Und genau das: Herrschaft, Zwang und Gewalt – kann von einer wirtschaftlichen Einheit nicht ausgeübt werden, weder von einem einzelnen Geschäftsmann noch von Unternehmen oder großen Konzernen (es sei denn in Form von kriminellen Handlungen, aber um die ausüben zu können, braucht man nicht Unternehmer zu sein, auch wenn uns das noch so viele Fernsehkrimis weismachen wollen). Aus wirtschaftlicher Potenz kann nur dann ,Macht’ werden, wenn die Politik ihre Hand dazu reicht, wenn also Wirtschaft und Politik eine wie auch immer geartete Verbindung eingehen. 121
Im Übrigen aber gibt es wohl nirgends so wenig Diskriminierung, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Vorurteile sonstiger Art wie auf dem Gebiet der Wirtschaft. Unternehmer brauchen auf der einen Seite Verkaufsmärkte mit möglichst vielen Nachfragern für ihre Produkte und Dienste, auf der anderen Seite Einkaufsmärkte mit möglichst vielen Anbietern von Rohstoffen und Zuliefermaterialien, sowie drittens einen möglichst vielseitigen Arbeitsmarkt zur Rekrutierung ihres Personals. Bei allen diesen unzähligen Leuten ist es dem Unternehmer völlig egal, welcher Nationalität, Ethnie oder Religion sie angehören oder welchen Geschlechts sie sind. Hauptsache, man kommt ins Geschäft. Kaufleute waren von Anbeginn der menschlichen Zivilisation an immer die ersten (und oft die einzigen) Mittler zwischen verschiedenen Völkern und Weltregionen. Sie wollen Geschäfte machen und keine Dogmen schmieden. Im Gegensatz zu Politikern und Parteien, denen die Verkündung von Dogmen und die Aussaat von Neid und Zwietracht erst die genügende Zahl von Anhängern sichert, würde das den Kaufleuten nur Verluste bescheren und ihre Kundschaft verjagen. 124
Man sollte sich also hüten, von „Marktversagen” schon dann zu reden, wenn nicht tatsächlich die Ordnung der Freiheit und des Rechts durch irgendwelche Marktgeschehnisse in Gefahr geraten, sondern wenn am Markt lediglich etwas geschieht, das der Politik nicht in den Kram paßt. Die Alternative im gesellschaftlichen Leben der Menschen lautet immer und überall: ,Markt oder Befehl’. Es muß sich also schon um gravierende Dinge handeln, wenn man dem Befehl den Vorzug geben will. 150
Natürlich kann der Markt unendlich viel nicht. Er kann weder tiefe Liebe produzieren noch Freundschaft, weder die Familie ersetzen noch die elterliche Sorge für die Kinder, weder eine Symphonie komponieren noch ein Bild malen. Kein Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem kann das. Das ist auch nicht seine Aufgabe. Aber der Markt kann durch seine menschlichen, rechtlichen und materiellen Freiräume sehr wohl mithelfen, daß die Welt jenseits des Marktes es leichter hat, sich überhaupt entfalten zu können. Unzählige Dinge nichtmaterieller Art, wie beispielsweise die heutzutage selbstverständliche Liebesheirat, sind erst dadurch möglich geworden, daß wir vermittels der einzigartigen Produktivität des Kapitalismus nicht mehr den unbarmherzigen Zwängen der schieren Existenzsicherung unterliegen. 168
Und Petroleum hat das Walöl schon lange vor der Gründung von Greenpeace ersetzt, weil die Überfischung der Walbestände zu einem Preisanstieg des Walöls geführt hatte, der wiederum die Suche nach billigeren und besseren Alternativen angeregt hat. 170
Die seit Jahrzehnten laufende gigantische Liquiditäts- und Verschuldungsmaschinerie des Staates täuscht einen Reichtum (auf Pump) vor, der um den bitteren und hohen Preis künftiger Verarmung „vorfinanziert” wird. Dieser gepumpte und getürkte Reichtum führt zu einer Ressourcenverschwendung, wie sie keine noch so wild boomende Marktwirtschaft bewerkstelligen könnte. Die Ursache hierfür liegt im staatlichen Papiergeld. Das staatliche Beliebigkeitsgeld ist der größte Umweltverschmutzer der Weltgeschichte. 176
Der Zusammenhang zwischen Ökologie und Ökonomie ist eigentlich ganz einfach: Wenn der heutige Wohlstand der Menschheit gehalten und künftig noch gesteigert werden soll -was dringend erforderlich ist, weil nur auf diese Weise die Bevölkerungsexplosion in der Zweiten und Dritten Welt ein Ende finden wird -, so muß der Verbrauch an natürlichen Ressourcen durch den Aufbau anderer Kapitalarten aufgefangen und abgelöst werden. Dabei ist der Ersatz der natürlichen Ressourcen durch andere, neue und „intelligentere” Kapitalarten (wozu auch das sog. „Humankapital” gehört) nur dann möglich, wenn die Sparneigung der heute lebenden Menschen hoch bleibt. Sparen aber ist nur dann attraktiv, wenn der Ertrag der Ersparnisse und der mit ihnen finanzierten Investitionen langfristig hoch bleibt. Mit den hohen Steuern, den Abgabenkaskaden und Regulierungsnetzen des Sozialstaates und seiner kleptokratischen Funktionärskader sind langfristig attraktive Erträge des Spar- und Investivkapitals bestimmt nicht zu haben. 179
Letztlich entlohnt der Markt alle Menschen nach Knappheitskriterien, also nach Maßgabe ihres jeweiligen Beitrags zur Überwindung der Knappheit. Und weil die Beseitigung oder Verringerung von Knappheit das Motiv und das Ziel fast aller menschlichen Arbeit ist, kann man das Verteilungsgeschehen des Marktes nach der Maßgabe relativer Knappheitsüberwindung durchaus als so etwas wie das gerechteste aller (einer Gesellschaft überhaupt zur Wahl stehenden) Verteilungsprinzipien ansehen. 185
Oder erinnern wir uns an die Zeit, als die Einkaufswagen der Supermärkte noch keine Münzverriegelung hatten. Alle Hinweisschilder und Lautsprecherappelle der Marktleitung, die leeren Wagen doch bitte an ihren Standort zurückzubringen, blieben weitgehend ohne Erfolg. Nur wenige Kunden brachten die Blechkarren in die Reihe zurück, die meisten ließen sie als lästige Verkehrshindernisse wild verstreut auf den Parkplätzen stehen, wo sie von eigens dafür angestellten Ordnern unablässig aufgesammelt und zusammengeschoben werden mußten. In dem Moment aber, als man die Wagen mit einem Markstück aus der Reihe lösen mußte, änderte sich das Bild schlagartig. Mit und wegen einer einzigen Mark war der gesamte Spuk vorbei. Kein einziger Einkaufswagen steht seither mehr in der Gegend herum. Was keinem noch so dringlichen Appell an Ordnungsliebe, Gefahrenvermeidung, Rücksichtnahme auf die übrigen Kunden etc. gelungen war, das gelang mit dem ökonomischen Druck von nur einer D-Mark schlagartig und gründlich. 196-197
Den Markt als Schlachtfeld der Selbstsucht zu sehen, ist also eine bösartige Karikatur der spontanen Kooperationsordnung des Marktprozesses. Alle Klassisch-Liberalen haben die Marktwirtschaft (auch) als ein moralisches Ideal gesehen, als ein Erziehungssystem für die Alltagsmoral freier Menschen.
Dabei darf man das Wort ,Alltagsmoral’ nicht gering schätzen oder als abwertenden Ausdruck betrachten. Ethik ohne die persönlichen Tugenden des ganz alltäglichen Lebens kann es genauso wenig geben wie eine tapfere Armee ohne mutige Soldaten. Wenn Lehrer, Professoren, Fernsehmoderatoren und Parteiführer bei den Diskussionen über Abtreibung, Euthanasie, Gentechnik, Organtransplantation, Kindesmissbrauch, Kriminalität, Drogensucht etc. eine „kollektive Ethik” einfordern, ohne die Notwendigkeit persönlicher Tugenden und der privaten Moral (wie Anstand, Ehrlichkeit, Ehrenhaftigkeit, Disziplin, Eigenverantwortlichkeit etc.) zu betonen, dann bauen sie Luftschlösser, denn das Gebäude der Ethik lässt sich nur mit den vielen einzelnen Backsteinen der persönlichen Tugenden errichten.
Natürlich darf man nicht in den Fehler verfallen, die Marktwirtschaft selbst als „moralisch” oder „unmoralisch” zu bezeichnen. Eine Ordnung ist, obwohl in der Realität mit Leben erfüllt, doch ein Abstraktum und kann als solches nicht moralisch sein. Man kann nur die Frage stellen, ob die in dieser Ordnung handelnden Menschen (wegen der dort richtig oder falsch gesetzten Anreize) eher dazu tendieren, sich moralisch oder unmoralisch zu verhalten. Daß die Marktwirtschaft weitaus mehr und weitaus eher Anreize zu moralischem als zu unmoralischem Verhalten setzt, ergibt sich aus der Tatsache, daß die Märkte Institutionen der vielseitigen Beziehungen und der notwendigen Kooperation sind, sowie aus der Tatsache, dass zwischen Privateigentum und persönlicher Verantwortung eine unlösbare spiegelbildliche Verbindung besteht. 200-201
Geldsozialismus
Es gibt nur zwei Arten der Herrschaft: Die mit dem Schwert (oder der Kalaschnikow) und die mit Brot und Spielen (sprich: Bestechung oder Stimmenfang, in der modernen Version namens Wohlfahrtsstaat). Für beide Methoden bedarf es gewaltiger Geldmittel. Und zu Geld kommt man nur auf drei Wegen: arbeiten oder betteln oder rauben. Herrscher wählen stets den dritten Weg: Rauben; entweder mit oder ohne begleitende Erpressung und Gewaltandrohung. 15
Auf jeden Fall braucht der Staat, um Herrschaftsmacht ausüben zu können, riesige Geldmittel. Da die benötigten Summen astronomische Größenordnungen angenommen haben, reicht das Steuersubstrat schon lange nicht mehr aus, und so hat der Staat überall auf dem Globus einfach das Monopol auf Papiergelderzeugung an sich gerissen, um gigantische Geldmengen aus dem Nichts schaffen zu können. Es war kein Zufall, dass der Goldstandard bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in allen beteiligten Ländern abgeschafft wurde und man mit Hilfe der bereits bestehenden oder neu geschaffenen Zentralbanken auf das beliebig vermehrbare fiat money überging. Mit Gold als Geld – also mit echtem Geld – hätte weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg geführt werden können. 16
Gäbe es keine Schulden, gäbe es also auch kein Geld, jedenfalls nicht im Papiergeldsystem. Dem gesamten globalen Geldvermögen stehen also Schulden in gleicher Höhe gegenüber. Die Netto-Position aller weltweiten Bankkonten ist Null. Was wir für Geld halten, ist eine Illusion. Es sind Schulden.19
Dass ein solcher Verschuldungs-Wahnsinn in einem System echten Geldes nicht möglich wäre, versteht sich von selbst. Schon deshalb sollte man das fiat money und das Zentralbankwesen abschaffen. Die uferlose Verschuldung ist das Spiegelbild der endlosen Geldvermehrung, also der Inflationierung des Geldangebotes – und damit auch der nachfolgenden Güterpreisinflation. Zugleich erhöht die Schuldenexplosion den Anreiz der Herrschenden, die Inflation noch weiter anzutreiben, weil das die Bedienung der Schulden erleichtert. Ein wahrer Teufelskreis zugunsten der Machteliten und zu Lasten der arbeitenden und sparenden Bürger. 32
Wenn ich mein Geld an ein Unternehmen verleihe, so besteht die Chance, dass Zins und Tilgung aus den künftigen Erträgen des Unternehmens bezahlt werden können. Der Staat aber ist kein Unternehmer, sondern ein Konsum-Monster. Er teilt den ihm gewährten Kredit an seine Beamten und Soldaten aus, an Sozialhilfeempfänger und Rentner. Und diese Empfänger tätigen damit keine Investitionen, sondern bestreiten ihre Lebenshaltungskosten. Besonders Militärausgaben sind fast ausschließlich Konsum. Die Besitzer von Staatsanleihen können nur so lange mit Verzinsung und Rückzahlung rechnen, als sie und ihre Kinder dem Staat als künftige Steuerzahler genügend Mittel dafür zur Verfügung stellen, das heißt, indem sie ihre Forderungen selber begleichen. Wird die Schuld zu groß, reichen die Steuermittel nicht mehr aus und der Staat erklärt den Bankrott in Form einer sogenannten Währungsreform. Die Gläubiger und Geldvermögensbesitzer verlieren alles oder fast alles. Die Deutschen haben das im 20. Jahrhundert zwei Mal erlebt, und es bedarf keiner prophetischen Gabe, vorherzusagen, dass ihnen das im neuen Jahrhundert erneut passieren wird. 33-34
Alle Beteiligten sind auf endloser Renditejagd, um dem Kaufkraftverlust ihres Geldes entgegenwirken zu können. Damit fallen auch die moralischen Schranken der Menschen gegen Staatsverschuldung, gegen Kreditfinanzierung des ganzen Lebens und gegen unverantwortliche Finanzakrobatik. 43
Die dem ungedeckten Papiergeld systemimmanente Inflation und Teuerung bewirkt auch eine Vergrößerung der Schere zwischen Arm und Reich. Die zur Geldvermehrung betriebene Niedrigzinspolitik verbilligt den Kapitaleinsatz gegenüber dem Faktor Arbeit und lässt die Vermögensgüterpreise steigen, während Geringverdiener und Rentner sich dem Kaufkraftverlust weniger entziehen können. 52
Als noch weit verhängnisvoller aber als die finanziellen Lasten und Qualen erweisen sich andere Begleiterscheinungen des monetären Niedergangs, nämlich der zunehmende Zerfall der moralischen und gesellschaftlichen Ordnung, der oft in Chaos und Revolution mündet – und schließlich in politischem Totalitarismus. 53
Im Zusammenwirken von betrügerischem Kreditsystem (beim Kredit, der nicht durch reale Ersparnisse gedeckt ist, der also nicht von vergabebereiten Ausleihern kommt, sondern von Zentralbanken über künstlich gesenkte Zinsen, handelt es sich um Betrug) und betrügerischem Deficit spending (Ausgeben von Schuldengeld, das andere Leute verzinsen und tilgen müssen), ist den Bürgern im letzten halben Jahrhundert eine Welt vorgegaukelt worden, die es nicht geben kann. 82
Das Dumme am Realzins ist ja, dass man ihn nicht sehen kann. Sondern allenfalls berechnen, was jedoch bei den massiv geschönten offiziellen Inflationszahlen selbst Fachleuten immer schwerer fällt. Der Markt jedoch mit seinen feinen Fühlern reagiert auf Fakten, auch wenn sie verborgen sind. 97
Freilich sollte man die Mainstream-Ökonomen nicht allein an den Pranger stellen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Bürger der Industriestaaten die Wahrheit meist gar nicht hören wollen. Die relativ kleine Zahl der altehrwürdigen Volkswirtschaftler wird ignoriert oder als manische Schwarzmaler und Miesmacher verhöhnt, während die Künder des bequemen und mit Papiergeld-Billionen gepflasterten (scheinbaren) Königsweges wie Gurus verehrt werden und medialen Kultstatus genießen. 127
Was sich seit 2008 in der Welt der Banken und Finanzen, der Staatsbudgets und Unternehmensbilanzen abspielt, ist keine konjunkturelle Krise, keine Liquiditätskrise, keine Konsumkrise und keine Investitionskrise, keine Krise der Marktwirtschaft und keine Krise des Kapitalismus. Es ist eine Verschuldungskrise von welthistorischen Ausmaßen, verursacht vom Falschgeldsystem des papierenen fiat money und seinen Betreibern, den Regierungen und Zentralbanken. Mit Ozeanen aus Papiergeld und Krediten aus heißer Luft wurde eine globale und inflationäre Konsumorgie angeheizt, die nun zusammenbricht. Was die Völker jahrzehntelang vorausgefressen haben, werden sie nun jahrzehntelang nachhungern müssen. 129
Wer z. B. die Produktion inländischer Automobile subventioniert, schädigt nicht nur ausländische Hersteller, sondern auch die Produzenten von Fahrrädern, die Betreiber des Schienenverkehrs und jene Arbeitsmarktsegmente, die freiwerdendes Personal aus der Automobilindustrie hätten aufnehmen können. Viele weitere Geschädigte wären zu nennen, nicht zuletzt die Steuerzahler ganz allgemein. 133
Es sind, wie bereits erwähnt, zwei morsche sozialistische Grundpfeiler, die man der Marktwirtschaft untergeschoben hat und die das Gebäude des Kapitalismus zum Einsturz bringen werden: Das staatsmonopolistische und ungedeckte Papiergeld – und die zentralplanwirtschaftlich manipulierten Zinsen. Solange das Geld staatlich ist – also auf Zwang und Konkurrenzlosigkeit beruht, kann es nirgendwo auf der Welt einen Kapitalismus geben, der diesen Namen verdient. Eine kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung mit sozialistischem Geld und sozialistischem Zinsdiktat: Das wird immer ein Junkie bleiben, der sich nur mit zunehmenden Drogengaben wohlfühlt, um letztlich doch zusammenzubrechen. Jeder noch so gesunde marktwirtschaftliche Wirtschaftskörper wird auf längere Sicht von der sozialistischen Droge namens Staatliches Zwangs-Papiergeld krank gemacht und ruiniert. 136
Das free banking ist ein System, das sich spontan am Markt entwickelt – eine natürliche Geldordnung. Es bedarf keines Goldstandards und keiner 100 %-Deckung der Bankeinlagen. Ein zugleich fixierter Goldstandard wäre sogar eine gefährliche Einladung für Staatsdominanz. Im Wettbewerb der verschiedenen Bankunternehmen beim free banking haben Edelmetalle als Einlösemedien natürlich stets eine Rolle gespielt, und die Gold- und Silbermünzen haben das System gestützt, aber eines Reserven-Automatismus wie beim Goldstandard bedurfte es nicht. Der entscheidende Fehler bei unserem Falschgeldsystem, dem fiat money mit staatsgelenktem Zentralbankwesen, ist nicht so sehr die Tatsache, dass es sich um Papiergeld handelt, als vielmehr der Umstand, dass wir es mit einem gesetzlichen Zwangsgeld zu tun haben, dass es zu ihm also keine Alternative gibt. 154
Das heißt, die Zeit, die uns für einschneidende Änderungen des Geldsystems bleibt, ist nicht mehr kurz, sondern sie ist abgelaufen. Es ist zu spät. Was noch möglich sein könnte, ist das Zulassen alternativer Zahlungsmittel inmitten der zusammenbrechenden Welt des fiat money – gewissermaßen als Schutzbunker zwischen den Trümmern der einstürzenden Babylonischen Türme des Finanzsystems aus staatlichem Zwangsgeld. Ob free banking – oder im Wettbewerb angebotenes Privatgeld – oder der Goldstandard – oder Gold- und Silbermünzen als Zahlungsmittel: Diese Entscheidung wäre gewiss von großer Bedeutung bei der Errichtung eines neuen und staatsfreien Währungssystems. Aber dazu bedürfte es eines vernünftigen Konsenses der Machteliten – und das bleibt illusorisch. Zu riesig und zu mächtig sind die betonierten Sonderinteressen des Finanz- und Wallstreet-Komplexes, des militärisch-industriellen Komplexes, des Wohlfahrts-Komplexes, des Infrastruktur- und Zivilschutz-Komplexes und des UNO-Weltregierungs-Komplexes. Sie alle haben die Massenmedien erobert, das Bildungswesen monopolisiert und die Propaganda-Techniken zur Lenkung und Falschinformation der Massen perfektioniert. Es bedurfte dazu keiner „Verschwörung”, sondern nur des Herausbildens eines stillschweigenden Kartells gemeinsamer Macht- und Pfründe-Interessen, die nur im Billionen-Meer des fiat money errichtet, betrieben und finanziert werden können. Eine „geordnete Reform” bleibt vor diesem Hintergrund ein frommer Wunschtraum. 159-160
Wenn die Netze der weltweiten Arbeitsteilung auch nur an einigen Stellen reißen, wenn die Globalisierung zusammenbricht, weil sie vom papierenen Falschgeld namens Dollar getragen wird, dann werden Chaos und Panik die Folgen sein, Hungertod und Revolten – und ein eiserner Ring totalitärer Gebote und Verbote, der sich um die ganze Erde legen und die Völker zu Insassen von nationenweiten Gefängnissen und Elendslagern machen wird. 160-161
Wir sollten dem Gold mehr vertrauen als machthungrigen Menschen. Es hat weder deren Schwächen noch böse Absichten. Es war, ist und bleibt das Geld der Freiheit. 161
Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus
Die Spannung zwischen vollem Kopf und leerem Portemonnaie, der als unerträglich empfundene Zustand, daß der intellektuelle Geistesprotz weniger verdient als der »dumme« Handwerker oder der »primitive, ungebildete« Unternehmer, ist wohl eine der uneingestandenen Ursachen dafür, daß ein Großteil der Eierköpfe stets verbal auf eine leistungsorientierte und wohlhabende Gesellschaft eindrischt. 27
Es ist eine durchaus realistische Schätzung, zu sagen: Wenn die Sowjetunion -und damit auch Osteuropa – nach dem Zweiten Weltkrieg eine kapitalistische Wirtschaftsordnung angenommen hätte, so wäre das materielle Existenzniveau der Menschen dort um das sechs- bis zehnfache höher als heute (von den Segnungen der politischen und individuellen Freiheit ganz zu schweigen), aber auch: dann wäre unser eigener Wohlstandspegel um fünfzig bis hundert Prozent höher als er ohnehin schon ist. Die Verteidigungskosten von vierzig Jahren weggedacht, käme man sogar auf mehrere hundert Prozent. Kurz: Die »opportunity costs«, die Kosten der verpaßten Gelegenheiten, welche durch die pure Existenz sozialistischer Gemeinwesen und Institutionen für die Völkergemeinschaft auflaufen, sind gigantisch und schreien und stinken zum Himmel. Seltsam nur, daß kaum ein Mensch diese Schreie hört, noch den Gestank dieser säkularen Pestilenz riecht. Stattdessen arbeiten wir beständig daran, den Gestank zu intensivieren, bis wir daran erstickt sein werden. 32
Oft erschrecke ich bei Diskussionen über die Gefahren einer Depression oder eines „Finanzcrash“ über die arrogant-nonchalante Leichtfertigkeit, mit der viele Menschen über diese Themata hinweggehen. Nun zähle ich mich zwar selbst zu den Lachenden dieser schaurig-schönen Erde […], und bin weit davon entfernt, der uns geschenkten kurzen Lebensspanne mit dem Würgeeisen der düster-philosophierenden Melancholie oder des manischen Pessimismus Gewalt anzutun, aber jener Frohsinn, der oft nur auf eine kalte, zynisch-hoffartige Gleichgültigkeit hinweist, macht mich schaudern. Speziell bei den „Gebildeten“, die den „Wirtschaftskram“ für eine Krämerseelen-Beschäftigung halten, vermisse ich das Minimum an Einsicht, daß Katastrophen apokalyptischen Ausmaßes wie der Zweite Weltkrieg nur auf dem Boden einer zerrütteten Ökonomie wachsen konnten. Mit dem Blut und den Tränen dieses Krieges könnte man den Bodensee füllen; mit dem kumulierten Schmerz der Opfer die Erde in Milliarden Fetzen sprengen. Lachen wir, Freunde, wo immer und wann immer wir können, aber lachen und spotten wir nicht bei ernsthaften Erörterungen der Apokalypse — trete sie erst in tausend Jahren oder schon morgen ein. 40
Kaum hatte der Mensch die Überzeugung gewonnen, er könne die Welt mit Hilfe seines Verstandes restlos durchdringen und enträtseln, da drängte es ihn auch schon übermächtig, sie von Grund auf zu »verbessern« und neu zu entwerfen. Das Zeitalter der Sozialingenieure, Gesellschafts-Klempner und Staatsvisionäre brach an. 59
Da wäre also als erster aus der illustren Reihe Denis Vairasse d’Allais (kurz: Vairasse) zu nennen, der mit der »Histoire des Sevarambes« (1675) wohl das bedeutendste Werk des französischen Utopismus geschrieben hat 60
Meslier, der zu seinen Lebzeiten nie mit einer Schrift in die Öffentlichkeit getreten war, hat ein mit »Testament« überschriebenes Werk hinterlassen, das erst um 1850 von Voltaire und den Enzyklopädisten aufgefunden und in Auszügen veröffentlicht worden ist. 62
Die Reihe der am Hyperrationalismus (und damit am Irrationalismus) erkrankten Phantasten müßte der Vollständigkeit halber fortgesetzt werden mit den Namen Mably, Foigny, Retif de la Bretonne, Fenelon, etcetera etcetera. Doch wenn sie auch in ihrer Bedeutung für den sogenannten Utopischen Sozialismus den bisher erwähnten Theoretikern nicht nachstehen, so werde ich sie an dieser Stelle dennoch übergehen, um das Thema nicht überzustrapazieren; zumal die wichtigsten der »eigentlichen« Frühsozialisten (also jene, deren Wirken in die Zeit nach der Französischen Revolution fällt) noch beleuchtet werden müssen. Als Hinweis möge genügen, daß sich -bei aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit der hier vernachlässigten Figuren – in sämtlichen Entwürfen ein gemeinsames Grundaxiom findet: eine primitive Agrargesellschaft in einer idealisierten Natur voller verschwenderischer Fruchtbarkeit; asketische und/oder tugendhafte Edelmenschen, die – vermittels »Einsicht« oder aufgrund rigoroser »Erziehung« – vor Gemeinsinn strotzen; überall lösen sich existentielle und menschliche Probleme durch Einführung des Gemeineigentums quasi von selbst; überall wird zu gleichen Teilen oder »nach Bedürfnissen« das »verteilt«, was in freudig verrichteter Arbeit im Überfluß »entsteht«; und stets blüht die Gleichheit der edlen Naturmenschen und die Gleichheit des Glücks (oder das Glück der Gleichheit) unter der weisen Regentschaft hochedelster Tugendbolzen (wenn nicht – wie bei Foigny – die »harmonische Anarchie« sich wegen der »natürlichen Vernunft« von ganz alleine einstellt). 64
Man könnte alle diese infantilen (Alp-)Traumvisionen als geistesgeschichtliche Pubertätspickel im Witz- und Gruselkabinett der Geschichte ruhen lassen, hätten sie nicht so furchtbare Folgen in den Gehirnen – und nicht nur dort! – der Denker und Doktrinäre der folgenden zwei Jahrhunderte gezeitigt, und würden sie nicht – was mir noch bedeutsamer zu sein scheint – ein erhellendes Licht werfen auf eine psychologische, instinktive und geistige Grunddisposition des Menschengeschlechts, welche uns noch beschäftigen und dann wesentliche Einsichten vermitteln wird. 64f
WIR HABEN UNSERE WIRTSCHAFTSFORM NICHT ENTWORFEN, DAFÜR WAREN WIR NICHT INTELLIGENT GENUG. Wir sind in diese Wirtschaftsordnung hineingestolpert, und sie hat uns zu unvorhersehbaren Höhen getragen und Ansprüche aufkommen lassen, die uns vielleicht noch dazu verführen werden, sie zu zerstören. 126
Es bleibt jedenfalls unerfindlich, wie es möglich ist, daß sich Millionen Menschen in der aufgeklärten, »emanzipierten« Selbstverwirklichungs-Neuzeit von einigen marktschreierischen Funktionärs-Bonzen die Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit vorschreiben und die Eigenentscheidung über Ruhestandsalter, Jahresurlaub und Überstundenarbeit abnehmen lassen; wie es möglich ist, daß sich eine ganze Nation ihre in Jahrhunderten gewachsene bürgerliche Arbeitsfleiß-Kultur mit ein paar Einpeitscher-Parolen austreiben läßt, um die Gestaltung ihres gesamten Arbeitslebens wie ein räudiger Hofhund dem Diktat eines grobschlächtigen Haustyrannen zu überlassen. 244f
Die Verelendungs-Legende (also die Behauptung, erst das Aufkommen des Fabrikwesens habe Massenelend erzeugt). Wenn diese Behauptung richtig wäre, dann müßte man sich fragen, wieso das industrielose Irland gerade in jener Zeit ein Fünftel seiner Bevölkerung durch Hungertod, Krankheiten und Auswanderung verloren hat, als England seine Bevölkerungszahl verdoppelte. In Wirklichkeit waren die Jahrzehnte vor der Industriellen Revolution – in ganz Europa – von unvorstellbarer Not geprägt. Die ohnehin während des gesamten Mittelalters anhaltenden ärmlichen Verhältnissen mündeten – durch eine dramatische Beschleunigung des Bevölkerungswachstums – in eine Hölle der Armut. Selbst England, wo um die Mitte des 18. Jahrhunderts Handel und Manufaktur eine Hochblüte erreicht und allgemeinen, wenn auch bescheidenen Wohlstand verbreitet hatten, wurde von dieser Elendswelle überschwemmt. 256
Überlegen wir doch: alle unsere »Reichtümer« und Vermögen: Eigenheim (soweit wir es mal verkaufen oder beleihen wollen), Bausparguthaben, Aktien und Pfandbriefe, Lebensversicherungs- und Rentenanwartschaften, Bargeld und Sparguthaben, Sammler-Münzen und -Briefmarken, sind allesamt »eingefrorene« Ansprüche an das zukünftige Sozialprodukt. Wenn wir sie »auftauen«, um etwas dafür zu kaufen, dann gelingt dieses Kaufen nur dann, wenn zum betreffenden Zeitpunkt alle die Waren und Dienstleistungen auf dem Markt vorhanden sind, die wir benötigen oder haben wollen, d. h. wenn andere Menschen bereit sind, diese Dienste zu leisten bzw. diese Waren zu produzieren. Alle anderen Mitmenschen um uns herum, im eigenen Land und in fremden Ländern, müssen also bereit und in der Lage sein, zu arbeiten, zu produzieren und zu investieren, und zwar nicht nur heute und morgen, sondern immer und ewig (für uns als Einzelwesen betrachtet – zumindest so lange, bis die letzte Mark unseres Vermögens »aufgetaut« und verbraucht ist). Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, so ist all unser Vermögen (einzeln und/oder gesamtwirtschaftlich gesehen) völlig wertlos. (Natürlich gibt es für diese Wertlosigkeit oder Werthaltigkeit auch eine Vielzahl von Zwischenabstufungen). Das gleiche und noch schlimmeres gilt für das sogenannte Produktivvermögen, also für Fabriken und Maschinen, für Werkstätten und Werkzeuge: sie werden jeweils viel früher und viel schneller ganz oder teilweise wertlos; und zwar nicht erst, wenn für sie kein Gegenwert mehr zu haben ist, sondern bereits dann, wenn ihre Nutzung keinen nachhaltigen Gewinn mehr abwirft. 278-279
Totgedacht. Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören
Wenn die Regierungen der Industrieländer […] wirklich uneingeschränkten Freihandel wollten, dann würden sie ihn einfach zulassen. Es bedürfte dann weder der WTO noch ihrer spektakulären Großkonferenzen. Und wenn den Regierungen der Industrienationen wirklich daran gelegen wäre, die Risiken der internationalen Verschuldung zu vermeiden, dann würden sie sowohl die uferlose Ausweitung der eigenen Staatsschulden beenden als auch mit dem Wahnwitz aufhören, die Schulden der Entwicklungs- und Schwellenländer erst mit gigantomanischen Krediten aufzublähen, um sie anschließend – via IMF und Weltbank – mit den Steuergeldern der eigenen Bürger (oder deren Kinder) zu bezahlen […]. IMF und Weltbank wären dann so überflüssig wie der sprichwörtliche Kropf. § Eigentlich sind also WTO, IMF und Weltbank nicht Garanten freier Märkte, sondern eher Interventionshebel der politischen Machteliten gegen wahrhaft freie Marktwirtschaften und gegen einen unverfälscht freien Welthandel. […] § Warum aber verteidigen dann liberale Denker diese Institutionen gegen die massiven Angriffe der NGOs, und warum verurteilen sie die Randale der NGO-Chaoten und die Gewaltexzesse von Davos, Seattle, Melbourne, Prag und Genau aufs schärfste? § Zu allererst natürlich, weil Gewalt für Liberale niemals eine Option darstellt. Daneben aber auch, weil für den freiheitsliebenden Geist feststeht: Lieber (der Not gehorchend) einen staatlich versumpften Kapitalismus mit seinem Geklüngel zwischen big government und big business als einen von den „Millenniums-Kollektivisten“ der NGOs herbeigeknüppelten Weltsozialismus, dessen Gelingen nicht weniger bedeuten würde als ein Massensterben der Weltbevölkerung und einen Rückfall der (Rest-) Menschheit in die Steinzeit. 91
Die beste und schönste Definition für Liberalismus lautet: „Nicht Gott spielen wollen“.